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Kritik

Neonschwarz – Metropolis

"Mein eige­ner Wil­le zieht mich aus dem Gar­ten Eden in die Städ­te." – Hier fin­det Ihr ab sofort die Kri­tik zum aktu­el­len Release von Neon­schwarz, "Metro­po­lis", aus den Rei­hen der MZEE​.com Redaktion.

Mein eige­ner Wil­le zieht mich aus dem Gar­ten Eden in die Städte.

Das moder­ne Stadt­le­ben ist geprägt von einer gewis­sen Tris­tesse. Um der zu ent­flie­hen, trot­zen die Men­schen ihrer Umge­bung mit exzes­si­vem Alko­hol­kon­sum, aus­schwei­fen­den Feier-​Arien und dem gemein­sa­men Den­ken gegen das Sys­tem, wel­ches sie erst in die­se graue Welt ver­frach­te­te. So skiz­zie­ren Neon­schwarz den indus­tri­el­len Gegen­ent­wurf zum Gar­ten Eden auf "Metro­po­lis" – auch in Anleh­nung an das Science-​Fiction-​Drama der 1920er Jahre.

An der Grund­the­ma­tik des Films haben die Rap­per für ihr Werk nicht wirk­lich viel geän­dert: Die obe­re­re Schicht der Zwei­klas­sen­ge­sell­schaft beherrscht "Metro­po­lis", sozia­le Unge­rech­tig­keit ist an der Tages­ord­nung. Eine Men­ge Stoff also für Cap­tain Gips, John­ny Mau­ser und Marie Cur­ry, könn­te man den­ken. Über­ra­schen­der­wei­se sind die wirk­lich sozi­al­kri­ti­schen Momen­te aber den­noch rar gesät. Tracks wie "2015" oder "Kin­der aus Asbest" – mit epo­cha­lem Kin­der­chor in der Hook­li­ne – bil­den High­lights, die The­men wie die Flücht­lings­kri­se oder Kin­der­ar­mut detail­reich und kri­tisch auf­ar­bei­ten. Die tief­grei­fen­den Kon­zept­songs gehen dadurch in einer Men­ge an Lie­dern voll guter Lau­ne auf trei­ben­den Bäs­sen und viel zu schrä­gen Techno-​Synthies unter. Auch wenn die Party-​Tracks der Ham­bur­ger mit irr­wit­zi­gen Wort­spie­le­rei­en und lie­be­voll gestal­te­ten Ohr­wurm­hooks durch­aus ihr Ziel errei­chen, zün­den sie bei Wei­tem nicht so gut wie die The­men­songs von Neon­schwarz.

"Metro­po­lis" sprüht vor Krea­ti­vi­tät sowie Ideen­reich­tum und kommt mit einem Hauch Sozi­al­kri­tik daher. Doch am Ende schei­tert das Werk an sich selbst. Mit 17 Anspiel­sta­tio­nen wirkt die Plat­te über­la­den und kommt mit teils kon­zept­lo­sen Filler-​Tracks daher – an eini­gen Stel­len wäre weni­ger durch­aus mehr gewe­sen. Ein posi­ti­ves Fazit bleibt am Ende aber den­noch. Denn mit "Metro­po­lis" bau­en sich Neon­schwarz ein durch­aus hüb­sches Fleck­chen Erde, das mehr her­gibt, als sein grau­es Ant­litz auf den ers­ten Blick ver­mu­ten lässt.

(Sven Aum­il­ler)

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