Heut' fick' ich den Schatten, der mich nachts verfolgte.
Das hier ist das Album, das ich machen wollte.
Antihelden haben seit jeher etwas Faszinierendes an sich. Während der Held meist durch seine Überlegenheit in sämtlichen Lebenslagen überzeugt, ist es die Menschlichkeit, die den Antihelden ausmacht. In Form von Schwächen, Zweifeln, Vielschichtigkeit und Tiefgang der eigenen Person ist der "Antiheld" nahbar für die Massen, da man sich mit ihm identifizieren kann. Genau so ein "Antiheld" versucht Timeless zu sein.
Mit dem Titeltrack des Werks zeichnet sich gleich der erste Höhepunkt ab. Energiegeladen und offenherzig rau präsentieren sich sowohl Künstler als auch Instrumentierung. Passagenweise bekommt man Timeless' Hass auf die Welt förmlich zu spüren; jede dargebotene Emotion wirkt authentisch. Speziell in den Momenten, in denen sich der Musiker auf den Beats auslebt und seinen Facettenreichtum sowie seine Persönlichkeit offenlegt, liegen die Stärken der Platte. Gerade dadurch werden Songs wie "Antiheld", "Blaues Blut", "Beastmode" und "Outro" schnell zu Speerspitzen des Releases. Doch wie so oft liegen Täler zwischen den Bergen, so auch auf "Antiheld" – und seien es nur einige Passagen, die die Grundstimmung trüben. Ein Beispiel dafür bietet der Titel "Tischtennisplatte". Auf die kraftvollen Representer-Parts für Gegend und Gang folgen in der Hook Zeilen wie: "Und ich nehm' sie alle mit, wenn ich's packe: meine Jungs, meine Stadt, meine Tischtennisplatte". Innerhalb von Sekunden wird der Hörer komplett aus dem dargebotenen Film gerissen – und das alles nur aufgrund weniger verkorkster Zeilen. Wie stark so etwas allerdings letztendlich ins Gewicht fällt, ist wohl vom persönlichen Geschmack abhängig. Denn Timeless weiß derartige Schwachstellen durch Flowvariationen und technische Versiertheit auszugleichen.
Fans des Kölners werden mit "Antiheld" sicherlich ihren Spaß haben, ist es doch eine stringente Fortsetzung des bisherigen Schaffens hin zu dem "Album, das er machen wollte". Und auch für all diejenigen, die Timeless neu entdecken, hat das Werk gewiss einige Höhepunkte zu bieten. Der Künstler zeigt sich nahbar und stellt vermutlich genau sein Idealbild eines Antihelden dar. Der Plan geht also auf. Doch ob ein "Antiheld" im deutschen Rap wirklich mehr als nur einer unter vielen ist und allein durch dieses Image aus der Masse herausstechen kann, bleibt ein anderes Thema.
(Lukas Maier)
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