Frag meine Eltern – ich war schon als Baby sehr stur.
Das' doch kein Rap, das ist Gegenkultur!
Zum Glück sind immer die anderen schuld! Denn dann ist man selbst für nichts verantwortlich und kann sich entspannt zurücklehnen, während alles den Bach runtergeht. Man selbst war nicht wählen, also stammen die Stimmen für die AfD von anderen und auch die Flüchtlingsheime hat man ja nicht selbst angezündet. Und obwohl sich anscheinend niemand etwas vorzuwerfen hat, geht dennoch alles in die Brüche. Diese Situation, kurz vorm Scherbenhaufen, beschreibt, kritisiert und bekämpft die "missglückte Welt". Und wer ist daran Schuld? Swiss & die Andern!
Wo ein Jahr zuvor noch die persönliche "große Freiheit" genügte, denkt man jetzt global und spricht über die ganze "missglückte Welt". Eine Expansion, die auch die inhaltlichen Unterschiede beider Alben beschreibt: ein paar Schritte weg von der eigenen kleinen Gefühlswelt, hin zum großen Ganzen und den politischen Zusammenhängen des Landes. Zwar war man schon zuvor eindeutig links eingestellt, dennoch kommt das zweite Album der Gruppe noch um einiges politischer daher. Lieder wie "Insel im Paradies", "Rauchhaussong" oder "Gangster vom Asylheim" erzählen von Hausbesetzern, Flüchtlingen, deutscher Ignoranz und "besorgten Bürgern", mal nüchtern und ernst, mal spitzzüngig parodierend, aber stets eingängig und mitreißend. Soundtechnisch scheinen Swiss & die Andern ihre Heimat nämlich schon auf "Große Freiheit" gefunden zu haben und führen ihren energetischen Rap-Punkrock kompromisslos weiter. Wo ähnliche Crossover-Projekte nie ganz Fisch, ganz Fleisch sind, klingt die "Missglückte Welt", als hätte es schon immer nur diesen einen, richtigen Stil gegeben.
Nahtlos an das im vorigen Jahr erschienene Album anknüpfend, dürfte "Missglückte Welt" weder Fans noch Neulinge enttäuschen. Zu Herz und Tiefgang, die man zuvor schon bewiesen hatte, kommen nun Rückgrat und eine eigene klare Haltung und damit die Abrundung einer Musiknische, in die einzig Swiss & die Andern passen. Wer hier nicht zumindest mal reinhört, ist selbst schuld.
(Daniel Fersch)
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