Geht's um Rapper, stell' ich paar bloß – wie Cops in Medellín.
"Meine Ghostwriter-Alben hier alle zu nennen, das könnte sich gut in die Länge ziehen" ("Monstertruck") – eine Zeile, in der vielleicht mehr als nur ein Funke Wahrheit steckt. Die technische Finesse und nötige Kreativität, auch andere Künstler mit Texten zu versorgen, hat Ali As wohl. Diese lyrische Gewandtheit stellte der Rapper bereits auf seinem letzten Album "Amnesia" 2015 eindrucksvoll unter Beweis. Überraschend ist nun, dass mit "Euphoria" bereits ein Jahr später ein Nachfolger in den Startlöchern steht. Für so einen eng getakteten Release-Zyklus ist der Münchner schließlich nicht immer bekannt gewesen. Glücklicherweise leidet die Qualität seines dritten Solo-Albums keineswegs unter dem selbst auferlegten Zeitdruck, ganz im Gegenteil.
Spätestens, wenn sich Ali As auf dem Titel-Track Kollegah für eine "Todeskombi wie ein Leichenwagen" mit ins Boot holt, wird klar: "Euphoria" ist ein einziges Punchline-Arsenal. Dass er dabei stets besonderes Augenmerk auf melodischen Klang und einen catchigen Sound richtet, beweist der Rapper hierbei mehrfach. So wirkt der Übergang zwischen der Pablo-Escobar-Hymne "Silber oder Blei" und dem Chart-Hit "Square Dance" mit Lieblingsmensch Namika beinahe spielerisch leicht. Eigentlich wirkt wirklich alles auf "Euphoria" ungezwungen und lässig. Um mit nur einer Zeile auf "Denkmäler" von der persönlichen Leidensgeschichte seiner Ahnen zu Wortspielereien und Diffamierung der Deutschrap-Szene umzuschwenken, bedarf es ein gewisses Gespür für ästhetischen Ausdruck. Und dieses beweist Ali As ohne Zweifel. Dass sich dabei immer wieder seine leicht pathetische Ader herausstellt, unterstreicht er allerdings spätestens auf "Jetzt kommen wir". Dort malt ein Kinderchor "ein großes, buntes Herz auf den Beton", was dann doch eine entscheidende Nuance zu kitschig wirkt.
Am Ende bleiben solche minimalen Ausrutscher aber eben nur der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein. Ali As' drittes Solo-Album "Euphoria" macht Spaß. Und zwar von der ersten bis zur letzten Sekunde. Nicht zuletzt aufgrund der dankbaren Mischung aus Thementracks, Punchlines und einem Rapper, der mal eben "mit dem Jay in der Hand wie Beyoncé Knowles" locker die halbe Szene abzuhängen weiß.
(Sven Aumiller)
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