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Interview

Sendemast

"Du kannst ja nicht, wenn du älter wirst, irgend­wann ste­hen blei­ben. Es geht alles wei­ter und wenn du auf­hörst mit­zu­ge­hen, kannst du dir auch die Kugel geben." – Sen­de­mast im Inter­view über unver­öf­fent­lich­te Autotune-​Tracks, das neue Label "Muther Manu­fak­tur" und Authen­ti­zi­tät im Deutschrap.

Sen­de­mast lie­fert seit mehr als zehn Jah­ren "Fick dich ins Knie"-Shit, wie es Pierre Sona­li­ty auf dem neu­en Album "Sta­te of Fla­vour 2" so schön sagt. Mit Pre­mi­um­bo­xen und Tour-​Vlogs haben Pierre und The Finn nichts am Hut – die bei­den Funk­ver­tei­di­ger legen den Fokus lie­ber auf die Musik. Mit dem ihnen oft anhaf­ten­den "Backpacker-​Image" wol­len sie aber nichts zu tun haben. Haben sie doch pri­vat schon genug Tracks gebas­telt, die jeder die­ser besag­ten Back­pa­cker wohl zu Tode haten wür­de. Wir haben mit Pierre und The Finn gespro­chen: über Cloud-​Beats und Auto­tu­ne, die Unter­schie­de zwi­schen dem ers­ten und zwei­ten "Sta­te of Fla­vour" und Alben, die seit Jah­ren auf dem Desk­top lie­gen und dar­auf war­ten, raus­ge­hau­en zu werden.

MZEE​.com: Wir star­ten das Inter­view mal mit der Head­line eines ande­ren Maga­zins. Bei Rap­cir­cus steht da über eurem Inter­view: "HipHop-​Journalismus ist tot seit dem Ende von Mixery Raw Delu­xe" – war­um macht ihr denn heu­te über­haupt ein Inter­view mit uns? 

Pierre Sona­li­ty: Soll ich dar­auf ant­wor­ten, Finn? Ich hab' das ja auch verbockt.

The Finn: Ja.

Pierre Sona­li­ty: Also, das Ding ist: Was du in der Head­line gele­sen hast, ist eigent­lich nur ganz groß das Wort "Ficken". Wenn man das Wort "Ficken" liest, ist man ja immer erst mal ani­miert, nach­zu­le­sen, was da im Klein­ge­druck­ten unter die­sem Wort "Ficken" so pas­siert. In dem Inter­view ist dann ja mit mei­nen Argu­men­ten gut erklärt, war­um ich das so mein­te. Ist natür­lich ein biss­chen unglück­lich, ich hät­te auch sagen kön­nen: "Der gro­ße Jour­na­lis­mus ist tot". Denn ganz ehr­lich: Über­all spielt ja nur noch die glei­che Plat­te. Nicht über­all, aber in den ein­schlä­gi­gen, gro­ßen Medi­en, die zuhauf geteilt wer­den, läuft immer nur noch die glei­che Plat­te. Und was ich inner­halb die­ses Inter­views bei Rap­cir­cus gesagt habe, ist ein­fach mei­ne Ansicht, war­um für mich die­ser gro­ße Jour­na­lis­mus tot ist. Das ist wie die Deut­sche Bahn, die ein­fach kei­ne Kon­kur­renz hat, die gan­ze Zeit zu spät ist und immer mit der glei­chen Lei­er kommt. Falk Schacht war ein­fach mein Lieb­lings­jour­na­list – ist er natür­lich immer noch, aber er macht sich ja rela­tiv rar –, weil er eine The­men­viel­falt in die­sen gro­ßen HipHop-​Raum gewor­fen hat. Und bei den gro­ßen Maga­zi­nen les' ich immer nur vom Stra­ßen­rap­per A zum Stra­ßen­rap­per D und wie­der von vor­ne. Das ist halt scha­de. Die Leu­te, mit denen wir Inter­views machen, suchen wir uns aber sel­ber aus. So auch hier. Es gibt auch Inter­views, bei denen wir gesagt haben: "Nee, haben wir kei­nen Bock drauf, ist nicht unser Sta­te of Mind."

The Finn: Im Grun­de geht es ja teil­wei­se ein­fach nur um die Qua­li­tät der Bericht­erstat­tung. Jeder, der heut­zu­ta­ge einen Blog oder 'ne Facebook-​Seite hat und die irgend­wie "rapxxx" nennt, nennt sich Jour­na­list. Die Head­line ist natür­lich sehr pla­ka­tiv gewe­sen – zum Glück gibt es posi­ti­ve Aus­nah­men. Aber das Gros der Leu­te, die sich HipHop-​Journalisten nen­nen … da lau­fen schon eini­ge dun­kel­schwar­ze Scha­fe rum, wenn es um den Qua­li­täts­an­spruch geht.

MZEE​.com: Nach dem Mase-​Album ist "Sta­te of Fla­vour 2" jetzt das zwei­te Album, das auf dem neu­en Label Muther Manu­fak­tur erschie­nen ist. Pierre, wie ist das Leben als Labelchef? 

Pierre Sona­li­ty: Tja. Ich guck' grad in eine lee­re Hennesy-​Flasche und bin natür­lich betrübt. Nee, Spaß bei­sei­te. Es ist eigent­lich nicht anders als das Leben vor­her, außer dass ich viel­leicht mehr Din­ge mit mir rum­tra­ge, von denen ich mei­ne, dass sie zu tun sind. Man hängt dann doch etwas mehr dahin­ter. Von wegen "Das Cover muss dann fer­tig sein, dann und dann muss das fer­tig sein" … Im Gegen­satz zu der Zeit, in der wir ein­fach so ins Blaue releast haben, pro­biert man halt, eine Struk­tur rein­zu­brin­gen, die allei­ne schon dar­in greift, dass man Release­da­ten ein­hält und tun­lichst dar­auf ach­tet, dass man zu einem gewis­sen Zeit­punkt alles abge­ge­ben hat. Sodass das Album auch raus­kommt, wenn es raus­kom­men soll. Die Musik ver­än­dert sich dadurch in kei­ner Form, aber die Arbeits­dy­na­mik hat sich verändert.

MZEE​.com: Und Finn – wie ist das Leben mit Pierre als Labelchef?

The Finn: Also, für mich ist Pierre kein Label­chef, son­dern der Freund, mit dem ich seit 15 Jah­ren rum­hän­ge. Label­chef, das klingt alles immer so krass. Ich hat­te immer die Vor­stel­lung, wenn ich mal ein Label habe, muss ich nichts mehr machen außer sau­fen, rap­pen und 'ne gute Zeit haben. Dem ist natür­lich nicht so. Das Ein­zi­ge ist die Struk­tur. Ansons­ten müs­sen wir immer noch alles selbst machen. Ich bin ja auch in jeden Punkt invol­viert. Es ist ein­fach alles ein biss­chen pro­fes­sio­nel­ler gewor­den. Das tut uns allen gut und dem Pierre sicher­lich auch. Er ist immer noch der, der er war, nur in bes­ser. (alle lachen)

MZEE​.com: Für dich, Pierre, ist die Musik und das Dasein als Label­chef ja auch der Haupt­be­ruf geworden. 

Pierre Sona­li­ty: Jo, Beruf kommt für mich von "Beru­fung" – und das ist jetzt die Selbst­ver­wirk­li­chung, von der ich immer geträumt habe. Ich hab' ja schon ganz früh auf die­se eine Kar­te gesetzt und alles Mög­li­che weg­ge­schmis­sen: Lehr­stel­len, Kunst­schu­len und so wei­ter. Da hab' ich früh gemerkt, dass das nicht mein Ding ist und die Mög­lich­keit gesucht, mir mei­nen Platz in der Musik bezahlt zu machen. Das ist ja auch ein Fulltime-​Job und ich freu' mich natür­lich, wenn da ein biss­chen was abspringt, wenn man die gan­ze Zeit Plat­ten pro­du­ziert. Das ist nichts, womit man reich wird, aber es finan­ziert mir gera­de den Stuhl unter dem Arsch.

MZEE​.com: Auf Muther Manu­fak­tur kommt die­ses Jahr wohl eini­ges auf uns zu – wie kommt es eigent­lich, dass Alben wie die Slo­wy & Pierre-​Kollabo oder die Hiob & Pierre-​Kollabo ewig auf euren Rech­nern rum­lie­gen? Ein Solo-​Album ist ja auch noch ange­kün­digt – habt ihr zu viel Out­put für zu wenig Zeit?

Pierre Sona­li­ty: Das ist 'ne gute Fra­ge. Es kommt ja kon­ti­nu­ier­lich Out­put von uns. Wir haben hier Mona­te, in denen Lukutz und ich im Stu­dio sit­zen und sich ein Artist nach dem ande­ren die Klin­ke in die Hand drückt. In die­sem Zuge ent­steht natür­lich viel Musik. Die jetzt nach­ein­an­der raus­zu­brin­gen, wird kein Pro­blem sein – aber wir kön­nen halt nicht alles auf ein­mal raus­brin­gen. Das Ding mit Slo­wy hab' ich 2011 gemacht, als ich nach Ham­burg gegan­gen bin. Das haben wir spon­tan gemacht, als ich bei ihm auf der Couch gepennt habe. Wir über­le­gen die gan­ze Zeit, ob wir das neu auf­neh­men oder es so las­sen, weil der Vibe cool war. Es ist da und es ist auch klar, dass es irgend­wann raus­kommt – aber es geht noch um das Wie. Also, wie wir das Gan­ze ver­pa­cken und so wei­ter. Das Roh­ma­te­ri­al ist da.

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MZEE​.com: Die Crew Sen­de­mast ent­stand schon Anfang 2000 in Leip­zig, noch bevor es die Funk­ver­tei­di­ger gab. Pierre lebt mitt­ler­wei­le in Ham­burg, wäh­rend Finn erst mal in Leip­zig geblie­ben ist. Wie hat sich das auf die Ent­ste­hung eurer Plat­te ausgewirkt?

The Finn: Das Gan­ze ist auf jeden Fall kom­ple­xer gewor­den. Es sind vie­le neue Erfah­run­gen dazu­ge­kom­men – ich hab' zwi­schen­durch in Nea­pel, Dres­den, Leip­zig und Ber­lin gewohnt. Die Erfah­run­gen spie­len natür­lich in die Musik rein, da ist sowohl eine mensch­li­che als auch eine musi­ka­li­sche Ent­wick­lung zu hören. Das Hand­werk Rap, das nehm' ich mir jetzt mal her­aus zu sagen, das kön­nen wir. Jetzt sind wir aber auch an einem Punkt, an dem wir uns trau­en, unser Hand­werk zu nut­zen, aus dem Rah­men aus­zu­bre­chen und auf der Basis des Hand­werks neue Sachen zu machen.

MZEE​.com: Wo lie­gen für euch die Unter­schie­de zwi­schen "Sta­te of Fla­vour 2" und Teil 1?

Pierre Sona­li­ty: Die Kon­takt­freu­dig­keit zum Expe­ri­ment. Ich wür­de nicht sagen, dass wir damals Scheu­klap­pen hat­ten – aber danach haben wir uns, glaub' ich, schon mal gescheut, eini­ge Din­ge zu machen, die wir jetzt cool fin­den. Sachen, auf die wir jetzt fla­shen und bei denen wir den­ken: "Die­ser Sound ist ein top Turn Up." Ich hab' mich jetzt auch noch mal in den Syn­thie rein­ge­fuchst und gedacht, man kann hier und da mal noch eine gei­le­re Bass­li­ne spie­len und so wei­ter. Wir haben halt gemerkt, dass sol­che Expe­ri­men­te auch durch­aus gut gehen können.

The Finn: Text­lich ist es auch noch mal eine Ebe­ne facet­ten­rei­cher. Die Anspra­che ist nicht mehr so in die Luft rein, son­dern mini­mier­ter und qua­si das Destil­lat aus dem Ganzen.

MZEE​.com: Wo liegt der Unter­schied in der Arbeit mit­ein­an­der? Ver­mut­lich trefft ihr euch doch immer noch zum Auf­neh­men und schickt nicht irgend­wel­che Spu­ren rum. 

The Finn: Ja. Wir ver­brin­gen natür­lich weni­ger Zeit mit­ein­an­der als frü­her, aber wenn wir zusam­men­kom­men, sind wir eigent­lich immer pro­duk­tiv. Es ist nicht so, dass wir eine Woche mit­ein­an­der rum­hän­gen und Seri­en gucken.

Pierre Sona­li­ty: Wir legen dann 'ne Serie hin.

The Finn: Es ist auf jeden Fall ziel­ge­rich­te­ter als mit 18, 19 Jah­ren, als man so in den Tag hin­ein­ge­lebt hat und dann irgend­wie ein Song ent­stan­den ist. Jetzt ist man halt alt, erwach­sen und muss Ter­mi­ne machen. Dann hat man ein paar Tage Zeit und nutzt die.

MZEE​.com: Wie bewer­tet ihr denn den aktu­el­len "Sta­te of Fla­vour" der deut­schen Rapszene? 

The Finn: Also, um es kurz zu machen: Es gibt 'ne Men­ge coo­len Scheiß und 'ne Men­ge alten Scheiß – also Scheiß­scheiß. Eigent­lich ist alles so wie immer.

MZEE​.com: Ich hab' gele­sen, dass ihr Yung Hurn viel abge­win­nen könnt – was mich ein biss­chen über­rascht und gleich­zei­tig gefreut hat. 

The Finn: Ich fei­er' gene­rell vie­le Sachen. LX von den 187ers hab' ich abge­fei­ert, Said & Azu­demSK zum Bei­spiel auch. Hany­bal, Schat­zi! Ich zieh' mir viel Scheiß rein und ich mag' es ein­fach, wenn Leu­te sich locker­ma­chen, dabei authen­tisch sind und das Gan­ze Spaß macht. Das enter­taint mich.

Pierre Sona­li­ty: Das Gei­le dar­an ist aber: An jedem Abend, an dem man mal besof­fen zusam­men­sitzt, die Arbeit getan ist und man sich Mucke vor­spielt, kommt man am Ende doch wie­der zum alten Scheiß von '94 zurück. Da sit­zen wir dann doch noch bei Afro­jazz oder Ähn­li­chem zusam­men. Aber wir wis­sen, dass es nicht das Ein­zi­ge ist, was man fei­ern kann.

The Finn: Das ist ja wie mit allem im Leben. Du kannst ja nicht, wenn du älter wirst, irgend­wann ste­hen blei­ben. Es geht alles wei­ter und wenn du auf­hörst mit­zu­ge­hen, kannst du dir auch die Kugel geben. Wenn du nicht halb­wegs behin­dert im Kopf bist, lebst du halt nicht dein gan­zes Leben im Jahr 1983, son­dern suchst auch das Gute im Jetzt.

MZEE​.com: Hast du schon mal Cloud-​Beats oder ähn­li­ches pro­du­ziert, Pierre? 

Pierre Sona­li­ty: Alter, ich glau­be, fast ein kom­plet­tes Festplatten-​Laufwerk ist voll damit. Wir pro­bie­ren ja alles Mög­li­che aus, wor­auf wir Bock haben.

The Finn: Das Pole und Tscheche-​Album ist doch ein Cloud-Album.

Pierre Sona­li­ty: Nee, das jetzt auch nicht. Aber ich hab' natür­lich auch schon sol­che Tracks gemacht – auch mit eta­blier­ten ande­ren Künst­lern, die ich jetzt nicht erwäh­nen möch­te –, die wir hier stock­be­trun­ken auf­ge­nom­men haben. Wir hören das auch manch­mal und fei­ern das ab – und den­ken uns: "Oh weia, irgend­wann wer­den die Leu­te das hören." Aber wahr­schein­lich wird die Welt dann dafür bereit sein.

MZEE​.com: Also kommt dem­nächst ein Funkverteidiger-​Song mit einer kras­sen Autotune-Hook.

Pierre Sona­li­ty: Nee, Auto­tu­ne nicht.

The Finn: Auto­tu­ne haben wir doch 2005 schon benutzt.

Pierre Sona­li­ty: Stimmt, für "Scho­ko­lover­boy".

The Finn: Wir haben damals schon rum­ex­pe­ri­men­tiert – das ist zwar nie offi­zi­ell raus­ge­kom­men, aber mich schockt das alles gar nicht so. Die Jungs in die­ser Swag-​Sparte machen das halt auf ihre Art und das ist ganz unter­halt­sam. Wäre doch lang­wei­lig, wenn alle das­sel­be machen würden.

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MZEE​.com: Pierre, zuletzt wur­de der Fokus auch mehr auf dich als Pro­du­zen­ten gerückt – Mar­cus B hat sich aus dem Staub gemacht und du hast fast das kom­plet­te Album vom Plus­ma­cher pro­du­ziert. Ist dein Antrieb prä­sent, dich musi­ka­lisch mehr aus­to­ben zu kön­nen – auch in ande­ren Sparten? 

Pierre Sona­li­ty: Also, dass ich in ande­ren Spar­ten pro­du­zie­re, liegt ein­fach dar­an, dass mei­ne Beats das kön­nen. Das wur­de halt erkannt. Ich hab' ja schon immer alles selbst pro­du­ziert. Beats machen ist für mich etwas Medi­ta­ti­ves: Ich ver­sin­ke dar­in und es macht mir per­sön­lich momen­tan viel mehr Spaß zu pro­du­zie­ren als zu rap­pen. Ich seh' mich auch im Moment mehr als Pro­du­zent als als Rap­per. Mitt­ler­wei­le hab' ich auch neu­es Equip­ment am Start, das einem mehr ermög­licht. Und natür­lich hab' ich mich auch so beim Pro­du­zie­ren immer wei­ter ent­wi­ckelt. Das gilt genau­so für den Rap – Finn hat für mich sei­ne bes­ten Lines über­haupt auf dem neu­en Album. Und ich schrei­be natür­lich auch immer noch ger­ne einen fet­ten 16er – beim Pro­du­zie­ren kann ich mich im Moment aber noch bes­ser aus­to­ben. Im Prin­zip ist das aber sowie­so für mich alles Eins.

MZEE​.com: Was ist es für ein Gefühl, mit dei­nen Beats auf der Plusmacher-​Platte jetzt in den Top 20 gechar­tet zu sein? 

Pierre Sona­li­ty: Da geht der Kelch des Hoch­mu­tes auf jeden Fall an mir vor­bei. Das ist cool, aber vor allem, weil wir uns schon ewig ken­nen und es geil ist, dass ich ihm wei­ter­hin die Beats machen kann und dass das auch ande­re Leu­te che­cken. Find' ich super, aber ich wäre genau­so froh mit den Tracks, wenn das Album nicht so hoch gechar­tet wäre. Ich hab' ja auch vor ein paar Jah­ren mal was für Sil­la gemacht, was glaub' ich auf die 3 gegan­gen ist. Ich mach' da jetzt kei­nen gro­ßen Rum­mel drum, das sind Sachen, die dann halt pas­sie­ren. Natür­lich freu' ich mich drü­ber, aber vor allem für den Plusi.

MZEE​.com: Wären auch mal Koope­ra­tio­nen zwi­schen Straßen- und Gangs­ter­rap­pern mit den Funk­ver­tei­di­gern mög­lich? Finn hät­te doch auch aufs Plusmacher-​Album gepasst …

The Finn: Ich mach' eigent­lich nur Musik mit mei­ner Crew. Ich hab' ja sowie­so nur wenig Zeit und die nehm' ich mir dann für mei­ne Jungs. Das ist auch nicht böse gemeint oder so ande­ren gegen­über. Ich bin da, glaub' ich, ein­fach ein schwe­rer Fall, was Fea­tures außer­halb der Crew angeht.

MZEE​.com: Kann man denn trotz­dem mal mit einem The Finn-​Solalbum rechnen?

The Finn: Ja, also im Bereich der Mög­lich­keit ist das. Also, erst mal hab' ich ja das Sendemast-​Album mit Pierre geschrie­ben. Mal schau­en, was die Zukunft bringt.

MZEE​.com: Wie­so kam denn noch nie ein Solo­al­bum von dir?

The Finn: Ein Solo­al­bum? Nö! (alle lachen)

Pierre Sona­li­ty: Das musst du genau so schrei­ben: "Nö!"

The Finn: Ich kom­me ja aus dem Freestyle-​Bereich – da hat man jah­re­lang nicht mal Tex­te geschrie­ben. Dann kamen irgend­wann die ers­ten Text­ver­su­che mit Mase damals, dann kam Pierre dazu und dann haben wir auch schon Sen­de­mast gegrün­det. Ab da hab' ich eigent­lich immer nur Crew­sa­chen gemacht – Sen­de­mast, Funk­ver­tei­di­ger oder Feature-​Parts für die Crew. Kommt viel­leicht noch, ich bin ja auch noch nicht der Ältes­te. Aber aktu­ell ist es nicht geplant.

MZEE​.com: Ich habe hier ein Zitat von eurem Track "Masel Tov" mit­ge­bracht, das da lau­tet: "Es heißt, Schlan­gen sind gif­tig, kor­rekt, rich­tig – für dich ist Rap Mit­tel zum Zweck, für mich nicht". Die Line würd' ich als Quint­essenz für das, was ihr sagen wollt, bezeichnen. 

The Finn: Ja, das kannst du auf jeden Fall machen. Bei uns war der Weg zum Rap­per ein ganz ande­rer, als er es bei vie­len heut­zu­ta­ge ist. Da gab es nie die­sen Gedan­ken: "Ich werd' jetzt Rap­per, weil ich bekannt sein möch­te, Erfolg und Geld haben will." Man hat's halt ein­fach gemacht und ist da so rein­ge­wach­sen. Bei mir gab's nie den Punkt: Boah, die Rap­per da sehen geil aus und haben Wei­ber und Geld! Man hat halt ein­fach gerappt, weil's sein musste.

Pierre Sona­li­ty: "Weil's sein muss­te" ist gut, ja. Man konn­te sich halt ein­fach ausdrücken.

MZEE​.com: Ich hab' das auch so ver­stan­den, dass ihr von die­sem Backpacker-​Image weg wollt, das euch immer mal wie­der auf­ge­drückt wird. Die Line sagt für mich aus, dass es eben nur dar­um geht, ob man authen­tisch und mit Lei­den­schaft an Rap her­an­geht, um dann auch ein gutes Pro­dukt abzu­lie­fern. Egal, ob es Swag-​Rap, Stra­ßen­rap oder sonst was ist. 

Pierre Sona­li­ty: Das ist der Punkt: Authentizität.

The Finn: Sehr gut gesagt, ja.

MZEE​.com: Zum Abschluss wür­de ich ger­ne noch wis­sen, wann dei­ne YouTuber-​Karriere beginnt, Pierre? Dei­ne Unterhaltungs-​Skills sind bei Face­book völ­lig verschwendet.

Pierre Sona­li­ty: You­Tube ist nichts für mich. Für mich zählt nur die gro­ße Büh­ne. Dazu gehört, sagen wir mal, das Ham­bur­ger Staatstheater …

The Finn: Die Volks­büh­ne in Berlin.

Pierre Sona­li­ty: Die Wald­büh­ne in Leip­zig oder eine gute Sen­de­zeit auf dem Dau­er­wer­be­ka­nal QVC. Alles ande­re ist unter mei­ner Wür­de und dafür hab' ich mich in den zwölf har­ten Jah­ren mei­nes Gefäng­nis­auf­ent­hal­tes nicht aus­bil­den lassen.

(Alex­an­der Hollenhorst)

(Fotos von Jim Gramming)