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Kritik

Pillath – Onkel Pillo

"Ich komm' von oben ange­flo­gen, so wie Enten­schei­ße." – Hier fin­det Ihr ab so­fort die Kri­tik zu Pillaths ak­tu­el­lem Release "Onkel Pil­lo" aus den Rei­hen der MZEE​.com Redaktion.

Ich komm' von oben ange­flo­gen, so wie Entenscheiße.

War es nicht die bes­te Zeit? Die frü­hen 2000er, als die brei­ten Bag­gys noch unter dem Arsch hin­gen, die New Era Caps tief ins Gesicht gezo­gen wur­den und ganz Deutschrap im Dipset-​Fieber war? Das war auch die Hoch­zeit von Sna­ga & Pillath, die durch ihre flap­si­ge Ruhr­pott­ler Art und die aber­wit­zi­gen Pun­ch­li­nes in der Sze­ne Kult­sta­tus erlang­ten. Nach ihrem letz­ten gemein­sa­men Album im Jahr 2009 ging das Duo getrenn­te Wege und ins­be­son­de­re um Big Pillath ist es seit­dem ruhig gewor­den. Nun kehrt das ehe­ma­li­ge Schwer­ge­wicht zurück, um an die gute, alte Zeit anzu­knüp­fen und noch ein­mal die "Pun­ch­li­ne­time" ("Intro") einzuläuten.

Mit dem neu­en Album beginnt Onkel Pil­lo sei­ne "zwei­te Amts­zeit" ("Intro"). Dabei scheint sich die­se von der ers­ten nicht groß­ar­tig zu unter­schei­den. Mit gewohnt drü­cken­dem Stimm­ein­satz fegt der Rap­per über den Takt und gibt dabei in typi­scher Pillath-Manier sei­ne Lines zum Bes­ten. Tat­säch­lich beginnt schon hier das Pro­blem der Plat­te. Von den Beats über die Song­struk­tu­ren bis hin zu den Lyrics hört sich alles so an, als hät­te man ein unver­öf­fent­lich­tes Release aus 2006 gebor­gen. Ins­be­son­de­re die Instru­men­tals lei­den unter die­sem vor­her­seh­ba­ren Sound. Die oft­mals von Syn­the­si­zern getra­ge­nen, gleich­för­mi­gen Melo­dien und Samples klin­gen in ihrem Auf­bau und Sound­bild bekannt und bei­na­he alt­ba­cken. Wo frü­her noch ein gewis­ser Fla­vor und die Neu­ar­tig­keit für Hör­ge­nuss sorg­ten, ist "Onkel Pil­lo" nur noch ein Auf­guss, bes­ten­falls eine exak­te Kopie frü­he­rer Sound­ent­wür­fe. Glei­ches gilt für die lyri­schen Aspek­te. Zwar kann der bis­wei­len recht infan­ti­le Humor von Big Pillath an eini­gen Stel­len für Schmunz­ler sor­gen, doch fin­den sich genau­so häu­fig Zweck­rei­me und ande­re Fehl­grif­fe. Hier­bei sind auch die Gesang­shooks von Phil Woo­dy ("Licht in der Nacht") und RE: ("Etwas Gutes") zu nen­nen, die in all ihrer kit­schi­gen Über­trei­bung schon bei­na­he nach Schla­ger klingen.

Am Ende bekommt man mit "Onkel Pil­lo" auf fast schon grau­si­ge Art eine unmit­tel­ba­re Fort­set­zung der alten Zei­ten. Die see­len­lo­sen Beats und der gleich­för­mi­ge Auf­zug der Songs ver­hin­dern ein wirk­lich explo­si­ves Come­back des Schal­kers. An vie­len Stel­len klingt Pillaths neue Plat­te unaus­ge­reift und etwas zu gewollt, auch wenn der Ver­such, die alte Klas­se wei­ter­zu­füh­ren, durch­aus wahr­nehm­bar ist. So ist "Onkel Pil­lo" letzt­end­lich lei­der weni­ger ein wir­kungs­vol­ler Throw­back in die gute, alte Zeit als viel­mehr ein durch­schnitt­li­ches Rap­al­bum aus dem ver­gan­ge­nen Jahrzehnt.
(Flo­ri­an Peking)

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