Rapper töten ist kein Ding.
Wenn ich Rapper töten will, nehm' ich mir das Mic und töte Rapper.
"Demos" ist eloQuents viertes Projekt in weniger als einem Jahr. Bei solch hohem Output könnte man schnell erwarten, dass unter der Quantität die Qualität leidet. Wie verhält es sich also bei dem Gratis-Release des Sichtexoten, das auf Produktionen der Dramadigs aus Bremen entstanden ist, die im Oktober 2015 erst ein Album über MPM veröffentlicht haben?
Zunächst muss man feststellen, dass der Name hier Programm ist. Soundtechnisch und inhaltlich kann zwar jeder Anspielpunkt mit vergleichbaren Tracks auf vollwertigen Alben mithalten, jedoch schaffen es viele der Tracks nicht über die Marke von zwei Minuten hinaus. Komplexe Songstrukturen auf Text- oder Musikebene sucht man vergebens. Das trübt den Eindruck der "Demos" jedoch nicht: Gerade das Skizzenartige macht hier den Reiz aus und das Release überaus kurzweilig. eloQuent bleibt seiner Linie dabei erwartungsgemäß treu: Es geht um Rap, um seine Fähigkeiten am Mic, die Unfähigkeit der Konkurrenz sowie um das entspannte Leben jenseits von Mainstream und unreflektiertem Konsum. Keinerlei Überraschungen also. Auch die Dramadigs wissen mit ihren Boom bap-Produktionen nicht erst seit gestern zu überzeugen und liefern genau das, was man von ihnen erwartet. Ihre Einflüsse sind dabei deutlich hörbar. Der Beat von "Aus Prinzip" klingt beispielsweise eins zu eins so, als habe J Dilla ihn zwischen 1995 und 1998 auf seiner MPC gezaubert. Man kann sich auf jeden Fall Schlimmeres vorstellen.
Sicherlich erfinden eloQuent und die Dramadigs das Rad mit "Demos" nicht neu. Das war jedoch offensichtlich auch nicht ihr Anliegen. Besonders spannend und aufregend ist das Release nicht, dafür allerdings äußerst entspannend und unaufgeregt. Wer also einfach mal abschalten und sich zwischen der dominierenden Battle-Attitüde auch mal von der ein oder anderen Zeile inspirieren lassen will, wird hier definitiv fündig.
(Steffen Bauer)