Kaum eine Szene hierzulande scheint so facettenreich zu sein wie die Deutschrapszene. Während es bereits jetzt schon fast unmöglich erscheint, jeden einzelnen, etablierten Vertreter zu kennen, steigt die Zahl neuer, noch unbekannter Künstler exponentiell weiter an. Den Überblick zu behalten, gleicht einer Herkulesaufgabe: Hat man sich ein Gesicht der HipHop-Hydra gemerkt, tauchen schon wieder mindestens zwei neue auf. Gleichzeitig ist es für unbekannte, junge Talente überaus schwer, aus der überwältigenden Masse an Musikern herauszutreten und sich einen Namen zu machen.
Beiden Seiten soll unser Mic Check eine Hilfestellung bieten. Rappern, die bisher noch in den Tiefen des Untergrunds untergegangen sind, eine Plattform geben, auf der sie sich kurz, aber prägnant präsentieren können. Und Hörern und Fans ermöglichen, sich einen schnellen Überblick über nennenswerte Künstler zu verschaffen, die sie bisher vielleicht noch gar nicht auf dem Schirm hatten.
MZEE.com: Unter dem Namen DLG hast du bereits zwei Alben und eine EP veröffentlicht, kannst also auf eine ganze Reihe von Tracks zurückblicken. Wenn du einen deiner Tracks auswählen müsstest, um jemandem deine Musik zu präsentieren, welcher Track wäre das? Warum gerade dieser?
Dawit: Ich würde sagen, der Track "H.E.R. (Herz Ehre Respekt)" beschreibt meine Musik perfekt, sowohl inhaltlich als auch von der Atmosphäre. Der Beat ist übrigens von meinem Bruder Kenika.
MZEE.com: Schon recht früh viel gerappt zu haben, kann natürlich auch einige textliche Jugendsünden bedeuten. Gibt es einen Track oder eine Zeile, die dir mittlerweile unangenehm ist? Wenn ja, welche?
Dawit: Es gibt da schon einige Tracks von 2009 oder früher, die ich heute nicht mehr so schreiben würde. Allerdings sind das aber auch die Tracks, die auf YouTube rauf- und runtergehört wurden. Zum Beispiel wurde der Track "Seelenverwandt" auf YouTube zusammengerechnet eine Million Mal angehört. Leute schreiben mir, dass sie diesen Song immer noch feiern und sich dabei an alte Zeiten erinnern. Das ist natürlich schön zu hören, aber als Künstler entwickelt man sich von Jahr zu Jahr weiter und hat mit der Zeit andere Erwartungen und einen gewissen Anspruch. Ich muss zugeben, dass ich früher oft Musik mit dem Gedanken "Was könnte den Leuten gefallen?" gemacht habe. Heute ist es eher so, dass ich das mache, was ich selbst gern höre.
MZEE.com: Mitte 2015 hast du ja deinen Künstlernamen gewechselt und nennst dich mittlerweile Dawit. Wie würdest du folgenden Satz beenden: "Der Unterschied zwischen DLG und Dawit …"?
Dawitt: … liegt nur im Namen.
MZEE.com: Auf dem Track "Goldpott", einer Videoauskopplung aus dem Album "Odyssee", thematisierst du das Streben nach Erfolg und dabei insbesondere die Schattenseiten des Business'. Welche Ziele möchtest du mit deiner Musik erreichen?
Dawit: Ich will mich nicht mehr irgendwo vorstellen müssen und der "Newcomer" sein. Ich will jemanden hinter mir haben, der 100 Prozent daran glaubt und es der breiten Masse verkaufen kann. Ein Team, das im Hintergrund professionelle Arbeit leistet. Ein großer Teil lastet auf deinen eigenen Schultern, wenn du alles alleine machst, und das wirkt sich auf die eigentliche kreative Arbeit aus. Ich schreibe und produziere halt gerne Musik, für jede weitere Unterstützung bin ich schon dankbar.
MZEE.com: Wolltest du schon immer Musik machen, oder hattest du als Kind andere Pläne?
Dawit: Ich wollte immer Fussballprofi beim BVB werden. (lacht)
Ein Exclusive von Dawit könnt Ihr Euch ab sofort auf dem MZEE.com-YouTube-Channel anhören:
(Daniel Fersch)
(Grafiken von Daily Puffy Punchlines, Logo von KL52)
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