Alle ignorierten die Bittschreiben …
Doch heute kann ich meinen Schwanz an deren Bitch reiben.
Eigentlich bin ich kein Fan von kleinen Portionen. Im Restaurant ordere ich lieber ein fettes Schnitzel als einen leichten, kleinen Salat. Auch in der Musik braucht es einen gewissen Umfang – am besten den eines Albums –, um bei mir eine optimale Wirkung zu erreichen. Eine zu kurze Laufzeit lässt ansonsten den Inhalt schnell redundant werden – das Werk ist "totgehört", wie man so schön sagt. Doch sowohl im Kulinarischen wie auch in der Musik gibt es die Appetithäppchen, deren Zweck es überhaupt nicht ist, zu sättigen. Sie wollen den Konsumenten nur heiß machen auf mehr. Einen solchen Appetizer serviert uns Ali As mit seiner "Free Ali 2"-EP.
Und dieser Anreger zündet! Bereits auf "Flammenmeer" bekommt der geneigte Hörer in typischer Ali As-Manier Punchlines und Reimketten geradezu um die Ohren gehauen. Das obligatorische Um-die-Ecke-Denken bei Vergleichen und Wortspielen und der darauffolgende Aha-Effekt sind wie gewohnt allen Tracks immanent. Doch im Gegensatz zum ersten Teil von "Free Ali" finden sich auf der neuen EP nicht nur reine Banger. Stattdessen packt der Rapper einige Thementracks auf das Release, die möglicherweise schon eine inhaltliche Richtung des kommenden Albums abstecken. So ist "Rebellen auf Standby" eine Hymne für all jene, deren anarchischer Freiheitsdrang vom System eingeschläfert wurde. Kritik an Zivilisation und Gesellschaft münden in ein resignierendes Fazit: "Uns fehlen Helden für Probleme in der Welt. Wir steh'n daneben und wir seh'n, wie sie zerfällt." Ganz anders hingegen "Gute Neuigkeiten": Hier münzt Ali Probleme der Gegenwart in eine naiv-simple Weltanschauung um, wodurch er mit dem Track einen positiven Vibe vermittelt. Die von DAVID x ELI produzierten Beats unterstreichen die verschiedenen Stimmungen der Songs gekonnt. So wird Alis Rap beispielsweise auf "Kippen & Coke Light" von chilligen Drums und einem atmosphärischen Soul-Sample umschmeichelt.
"Free Ali 2" unterscheidet sich klar von seinem Vorgänger. Wo zuvor noch – dank Bangern auf Ami-Beats – ein Mixtape-Charakter vorherrschte, wirkt die neue EP nun wie eine Art "Album light". Wirklich satt wird man von diesem kleinen Intermezzo keinesfalls. Ali As deutet nur an, was er lyrisch bieten kann – und wird, wenn Ende März sein neuer Langspieler "Euphoria" erscheint. Dafür bekommt man dank des ausproduzierten, kohärenten Sounds und der interessanten Themenansätze Lust auf mehr in diese Richtung. Die Mission des Appetithäppchens ist also erfüllt.
(Florian Peking)