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Kritik

3Plusss – Auf der Stelle

"Den­ke jeden Tag über mein Leben nach. Irgend­wo im Kon­junk­tiv – da ist mei­ne Gegen­wart." – Hier fin­det Ihr ab sofort die Kri­tik zu 3Plusss' aktu­el­lem Release "Auf der Stel­le " aus den Rei­hen der MZEE.com-Redaktion.

Den­ke jeden Tag über mein Leben nach.
Irgend­wo im Kon­junk­tiv – da ist mei­ne Gegenwart.

Fluch und Segen der jun­gen Alters­klas­se ist es, alles besit­zen und tun zu kön­nen, aber letzt­end­lich nichts in der Hand zu haben. Die Suche nach dem Sinn, Zukunfts­ängs­te und Antriebs­lo­sig­keit machen einen gro­ßen Teil der jün­ge­ren Gene­ra­ti­on zu Unglücks­kin­dern. Dazu gehört auch der 24-​Jährige 3Plusss, der mit sei­ner neu­en EP "Auf der Stel­le" sei­ne eige­ne Sicht die­ser Pro­ble­me erzählt. Die The­men, die er damit anschnei­det, sind schwie­rig zu behan­deln. Einer­seits ist es Stoff, den die meis­ten aus ihren per­sön­li­chen Erfah­run­gen ken­nen. Ande­rer­seits birgt eine ober­fläch­li­che Aus­ein­an­der­set­zung damit immer die Gefahr, ins Pathe­ti­sche und Erzwun­ge­ne abzu­rut­schen. Grund genug, 3Plusss' neu­es Werk genau­er unter die Lupe zu nehmen.

Sei­ne wider­sprüch­li­che Lebens­wei­se behan­delt er sogleich auf dem Titel­track der EP. Alles wol­len, aber den­noch untä­tig sein und nicht vor­an­kom­men – das kennt der Esse­ner nur zu gut. Er tritt "auf der Stel­le". Wäh­rend ande­re Kar­rie­ris­ten zu Über­flie­gern wer­den, bleibt er trotz Flü­geln am Boden – "ich bin Pin­gu­in" ("Hey, Pin­gu­in"). 3Plusss' The­men­aus­wahl wirkt stets authen­tisch und nach­voll­zieh­bar. Das liegt nicht zuletzt an sei­nen humorvoll-​flapsigen und vor Selbst­iro­nie strot­zen­den Tex­ten. Hier­bei gelingt ihm der Kunst­griff, gleich­zei­tig einen sehr per­sön­li­chen Ein­blick zu gewäh­ren und trotz­dem all­ge­mein gül­ti­ge Geschich­ten zu erzäh­len. Denn die Berei­che, die 3Plusss behan­delt, dürf­ten schon jeden ein­mal umge­trie­ben haben. So the­ma­ti­siert der Rap­per bei­spiels­wei­se auf "Schwei­gen" anschau­lich ver­flos­se­ne Bezie­hun­gen zu sei­nen Mit­men­schen. Die meis­te Zeit steht "Auf der Stel­le" aber im Zei­chen von Antriebs- und Ori­en­tie­rungs­lo­sig­keit. Dadurch ent­steht unwei­ger­lich auch der Ein­druck, dass das The­men­spek­trum der EP ziem­lich limi­tiert ist. So kommt an eini­gen Stel­len das Gefühl auf, der Rap­per suche auf den unter­schied­li­chen Tracks nur nach ande­ren Wor­ten und Bil­dern für ein und das­sel­be Pro­blem. Dank der aus­ge­zeich­ne­ten Pro­duk­ti­on und musi­ka­li­schen Unter­ma­lung kommt den­noch zu kei­nen Zeit­punkt Lan­ge­wei­le auf. Benett On und Peet kre­ieren für die trot­zi­ge All­tags­be­trach­tung des 3Plusss' eine opti­ma­le Sound­grund­la­ge: Organisch-​lebendige Beats, die durch ver­schie­dens­te Effek­te und Samples zu einer dich­ten Stim­mung gelan­gen und so maß­geb­lich zum Sound der EP beitragen.

Durch sei­ne eigen­wil­li­ge Art gelingt es 3Plusss also, die undank­ba­ren The­men der ver­gäng­li­chen, aber den­noch star­ren Jugend sym­pa­thisch, unter­halt­sam und vor allem mit einer merk­lich eige­nen Sicht der Din­ge zu ver­mit­teln. So schafft er nicht nur einen unge­zwun­ge­nen und char­man­ten Sound­track für all jene Twen­ty­so­me­things mit ähn­li­chen Pro­ble­men. Er macht auch Lust auf mehr. Und damit mei­ne ich nicht 3Plusss' letz­tes Soloalbum.

(Flo­ri­an Peking)

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