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Kritik

Gloomy Boyz – Auz der Grvft

"Aus der Gruft, Jun­ge – bes­ser duck dich, wenn ich schieß'!" – Hier fin­det Ihr ab sofort die Kri­tik zu Gloo­my Boyz' aktu­el­lem Release "Auz der Grvft" aus den Rei­hen der MZEE.com-Redaktion.

Aus der Gruft, Jun­ge – bes­ser duck dich, wenn ich schieß'!

Rap-​Deutschland wird der­zeit von einer regel­rech­ten Wel­le neu­ar­ti­ger Sounds heim­ge­sucht, aus­ge­löst durch ame­ri­ka­ni­sche Trends der letz­ten Jah­re. Wäh­rend die eine Sei­te der Hörer­schaft sich dar­über freut, Trap und Co. end­lich auch auf Deutsch zu hören, schüt­teln Real­kee­per und Mie­se­pe­ter den Kopf. Tat­säch­lich wird bei neu­en Strö­mun­gen im Sprech­ge­sang nur all­zu ger­ne bil­lig vom gro­ßen Bru­der USA abge­kup­fert. Hier ist also durch­aus Vor­sicht gebo­ten. Doch wenn ein krea­ti­ves Rap­schwer­ge­wicht wie Cas­per sich der Sache annimmt, dürf­te eigent­lich nichts schief gehen … Oder?

Unter dem Pseud­onym Lil Creep bil­det der Bie­le­fel­der zusam­men mit Lord Nak­ko (Mon­ta­na Max) und DJ Krypt (Mar­kus Gan­ter) die Gloo­my Boyz. Ihre ers­te Sin­gle "Kei­ner" kam genau­so über­ra­schend wie die Ankün­di­gung ihrer Debüt-​EP "Auz der Grvft". Erfri­schend wie die­se Release­po­li­tik ist auch der Sound der Plat­te. Selbst wenn man mitt­ler­wei­le genü­gend Instru­men­tals in die­se Rich­tung gehört hat, tra­gen die Trap-​Bretter von DJ Krypt doch eine eige­ne Hand­schrift. Beson­ders "Duck Dich (Doom Gang)" gilt es hier her­vor­zu­he­ben. Der Beat kommt dank einer atmo­sphä­ri­schen, ver­zerr­ten Melo­die und har­ten Drums reich­lich epo­chal daher. Rapf­ans dürf­ten sich außer­dem freu­en, wie­der ein­mal Mon­ta­na Max am Mic zu erle­ben. Trotz län­ge­rer Abwe­sen­heit als akti­ver Rap­per macht er eine gute Figur, auch wenn sein Kön­nen neben Cas­per etwas ver­blasst. Denn die­ser greift für "Auz der Grvft" tief in die Skill­kis­te: Reim­ket­ten und Flow­va­ria­tio­nen gibt es bei Lil Creep am lau­fen­den Band. Da ist es auch zu ver­schmer­zen, dass die kom­plet­te EP text­lich ziem­lich dünn bleibt. Hier ein biss­chen Rum­prot­zen, da ein biss­chen Geld­schei­ne wer­fen – wirk­lich lyrisch über­ra­schen kön­nen Lord Nak­ko und Lil Creep nicht.

Doch das müs­sen sie auch gar nicht. Ers­tens braucht es über die kur­ze Lauf­zeit einer EP gar kei­ne text­li­chen Inno­va­tio­nen – der Unter­hal­tungs­wert ist ohne­hin gege­ben. Und zwei­tens hört man "Auz der Grvft" an jeder Stel­le an, dass es ein Spaß-​Projekt ist, das haupt­säch­lich aus der Lust der Rap­per am Rap­pen her­aus ent­stand. Gewollt tra­shig und über­zo­gen, aber eben auch expe­ri­men­tell und direkt aufs Maul. Wür­den sich mehr Rap­per so unge­niert selbst aus­pro­bie­ren und ein­fach raus­hau­en, müss­ten wir viel­leicht nicht jah­re­lang war­ten, bis irgend­wel­che ver­spä­te­ten Trends auch bei uns zünden.

(Flo­ri­an Peking)