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Kritik

Antilopen Gang – Abwasser

"Vie­le mei­nen, sie wär’n Kings, vie­le mei­nen, sie wär’n back … Aber nur Anti­lo­pen Gang hat damit Recht." – Hier fin­det Ihr ab sofort die Kri­tik zum aktu­el­len Release der Anti­lo­pen Gang "Abwas­ser" aus den Rei­hen der MZEE.com-Redaktion.

Vie­le mei­nen, sie wär’n Kings, vie­le mei­nen, sie wär’n back …
Aber nur Anti­lo­pen Gang hat damit Recht.

Seit "Aver­si­on" scheint die Anti­lo­pen Gang in aller Mun­de. Und vom ein­schlä­gi­gen Musik-​Magazin bis hin zur loka­len Talk­show glaubt jeder am bes­ten zu wis­sen, was sich hin­ter den Jungs und ihren Tex­ten wirk­lich ver­birgt. Anti­deut­sche Neo­li­be­ra­le? Pseu­do­sub­ver­si­ve Stüm­per? Frü­her Rap­punks, jetzt sell out? Oder doch rebel­li­sche Mit­tel­fin­ger gegen den Main­stream? In Wahr­heit peilt nie­mand die Gang. Und genau des­halb stellt sich für die Post-"Aversion"-Laufbahn auch gar nicht die Fra­ge, ob Sekt oder Sel­ters – man begießt die Kar­rie­re mit "Abwas­ser".

Das Mix­tape von Panik Pan­zer, Dan­ger Dan und Kol­jah Kole­ri­kah ist kos­ten­los, erin­nert aber nicht nur des­halb an alte DIY-​Free-​Download-​Zeiten. Gespickt mit Samples, Boom bap und ein­ge­spiel­ten Instru­men­ten, wirkt das Gan­ze wie ein auf­po­lier­tes "Spas­tik Desas­ter". Die Beats stam­men unter ande­rem von Spexo, Duf­sen oder den Jungs selbst und klin­gen vom Gitar­ren­so­lo ("Alki­lo­pen") bis hin zum chor­schwan­ge­ren Upt­em­po ("DIE KYNGZ SIND BACK!!!1") viel­fäl­tig wie nie. Inhalt­lich hat sich wenig ver­än­dert, bis­si­ge Sei­ten­hie­be gegen Polit- und Sze­ne­fein­de befin­den sich rap­t­ech­nisch jedoch auf höhe­rem Level. Wenn­gleich frü­he­re iro­ni­sche Aus­sa­gen klar­ge­stellt wer­den ("Neo­li­be­ra­le Sub­kul­tur"), cle­ve­rer Sar­kas­mus und fri­scher böser Witz fin­den sich den­noch zuhauf. Ganz ohne erns­te Töne kom­men die Anti­lo­pen aber nicht aus, klafft unter ihrem Spa­gat zwi­schen Eigen­lob und Selbst­zer­stö­rung doch noch immer der sump­fi­ge Aschen­be­cher, der sei­ner­zeit schon NMZS ver­schlang. Gegen die "Stim­men aus dem Sumpf" und den Kloß im Hals hilft letzt­lich nur eines: "kal­tes, kla­res Abwas­ser" ("Abwas­ser").

Die gelun­ge­ne Fort­set­zung von "Aver­si­on" reiht sich klang­lich wie inhalt­lich auch pro­blem­los neben den älte­ren Wer­ken ein. Ob das Gan­ze aus rei­ner Vor­sicht vor dem Ruf gra­tis ist – einer geschenk­ten Anti­lo­pe schaut man schließ­lich nicht ins Maul – oder ein­fach ein Geschenk an treue Fans, wis­sen nur die Jungs selbst. Für den Rest gilt: Nie­mand peilt die Gang!

(Dani­el Fersch)