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Kritik

Veedel Kaztro & Mels – Fenster zur Straße

Ich hof­fe, dass du das ver­stehst, my man.
Ich kann nicht in den Box­ring stei­gen, weil ich mit den Trä­nen kämpf'.

Bis vor eini­gen Jah­ren noch stand das Köl­ner Lieb­ha­ber­la­bel Mel­ting Pot Music vor allem für Beats. Von Dex­ter über Suff Dad­dy und Brenk Sina­tra bis hin zu Tor­ky Tork bot MPM den gro­ßen Namen der hie­si­gen Beat­bast­ler eine Ver­öf­fent­li­chungs­platt­form. So hat das Label einen ent­schei­den­den Ein­fluss auf die Ent­ste­hung der deut­schen Beat­sze­ne aus­ge­übt. Abseits des­sen erwei­ter­te MPM sein Port­fo­lio jüngst auch um viel­ver­spre­chen­de Talen­te der aktu­el­len Rap­ge­ne­ra­ti­on. Neben #MOT14-​Gewinner Gold Roger und dem öster­rei­chi­schen Para­dies­vo­gel Crack Ignaz nahm man sich auch des Köl­ner Rap­pers Veedel Kaz­t­ro an. Die­ser erweist sich als ech­ter Work­aho­lic und war­tet nach diver­sen Tapes und EPs nun bereits mit sei­nem zwei­ten Lang­spie­ler auf, der dies­mal aus­schließ­lich von Homie Mels pro­du­ziert wurde.

Inhalt­lich bleibt man sich nach dem klei­nen Aus­flug in pop­pi­ge­re Gefil­de in Form der "Fuß­ball EP" wei­test­ge­hend treu. Veedel reprä­sen­tiert auch auf "Fens­ter zur Stra­ße" wohl wie kein Zwei­ter das urba­ne Leben eines Mitt­zwan­zi­gers in der Rhein­me­tro­po­le. Die "Lais­sez faire"-Haltung steht ihm dabei gut zu Gesicht und so gibt er wei­ter­hin den cha­ris­ma­ti­schen Stra­ßen­kö­ter – der sich mit schä­bi­gen Neben­jobs über Was­ser hält ("Grin­den") und ansons­ten bier­trin­ken­der­wei­se durch die Stadt fla­niert. Neben locke­ren Groß­stadt­an­ek­do­ten ("In der Stadt") und iro­ni­schen Betrach­tun­gen des Deutschrap­ge­sche­hens ("Zir­kus") ver­steht es der Wahl­köl­ner eben­so gut, kon­zept­ge­bun­de­ne Tex­te zu schrei­ben ("Der Tag", "U-​Bahnfahrer"). Die musi­ka­li­sche Unter­ma­lung von "Fens­ter zur Stra­ße" ist recht klas­sisch gehal­ten: War­me Jazz-​Samples, orga­ni­sche Drums und aus­drucks­star­ke Bass­läu­fe for­men ein sehr homo­ge­nes Klang­bild und zei­gen durch­aus, dass Mels ein Name ist, den man im Hin­ter­kopf behal­ten sollte.

Ob einem "Fens­ter zur Stra­ße" gefal­len wird, steht und fällt jedoch mit dem Rap von Veedel Kaz­t­ro. Man muss etwas übrig­ha­ben für die Slacker-​Attitüde des Rap­pers – denn bei all den locke­ren Sprü­chen fehlt es vie­len Stü­cken schlicht­weg an Tief­gang. Und so man­che Epi­so­de aus den Stra­ßen Kölns wirkt da fast ein wenig red­un­dant. Wer jedoch Lust auf gut gerapp­te und leich­te Kost auf Boom bap-​Beats hat, dem sei "Fens­ter zur Stra­ße" wärms­tens ans Herz gelegt.

(Chris­ti­an Weins)

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