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Soundcheck

Cap Kendricks

Nicht sel­ten rücken Pro­du­zen­ten neben nam­haf­ten Rap­pern ein wenig in den Hin­ter­grund. Unser Sound­check bie­tet ihnen nun auch eine Platt­form, sich selbst zu prä­sen­tie­ren – den Anfang macht Cap Kendricks aus München.

Kaum eine Sze­ne hier­zu­lan­de scheint so facet­ten­reich zu sein wie die Deutschrap­sze­ne. Wäh­rend es bereits jetzt schon fast unmög­lich erscheint, jeden ein­zel­nen eta­blier­ten Ver­tre­ter zu ken­nen, steigt die Zahl neu­er, noch unbe­kann­ter Künst­ler expo­nen­ti­ell wei­ter an. Den Über­blick zu behal­ten, gleicht einer Her­ku­les­auf­ga­be: Hat man sich ein Gesicht der HipHop-​Hydra gemerkt, tau­chen schon wie­der min­des­tens zwei neue auf. Gleich­zei­tig ist es für unbe­kann­te, jun­ge Talen­te über­aus schwer, aus der über­wäl­ti­gen­den Mas­se an Musi­kern her­aus­zu­tre­ten und sich einen Namen zu machen.

Bei­den Sei­ten soll unser Sound­check eine Hil­fe­stel­lung bie­ten. Pro­du­cern, die bis­her noch in den Tie­fen des Unter­grunds unter­ge­gan­gen sind, eine Platt­form geben, auf der sie sich kurz, aber prä­gnant prä­sen­tie­ren kön­nen. Und Hörern und Fans ermög­li­chen, sich einen schnel­len Über­blick über nen­nens­wer­te Künst­ler zu ver­schaf­fen, die sie bis­her viel­leicht noch gar nicht auf dem Schirm hatten.

 

Cap Kendricks Formular 2.0_05

MZEE​.com: Wenn du nur einen dei­ner Beats aus­wäh­len dürf­test, um jeman­dem dei­ne Musik zu prä­sen­tie­ren, wel­cher Beat wäre das und war­um gera­de dieser?

Cap Kendricks: Das wäre wahr­schein­lich immer der Beat, den ich in der Nacht davor gemacht habe. Ich bin sehr schnell wie­der unzu­frie­den mit mei­nen Arbei­ten. In dem Moment, in dem man etwas Neu­es erschafft, fei­ert man es ein­fach am meis­ten. Zwei Wochen spä­ter ist es ja schon wie­der alt oder man hat sich wei­ter­ent­wi­ckelt und neue Skills ange­eig­net. Lei­der kann es auch mal ein paar Jah­re dau­ern, bis ein Beat dann wirk­lich releast wird. Des­we­gen hab' ich auch immer den Anspruch, etwas Zeit­lo­ses zu erschaffen.

MZEE​.com: Suchst du dei­ne Samples lie­ber im Plat­ten­la­den oder im Internet?

Cap Kendricks: Das ist unter­schied­lich. Vinyl ist zwar immer noch an ers­ter Stel­le und ich kau­fe Musik fast aus­schließ­lich auf Plat­te, aber mitt­ler­wei­le bevor­zu­ge ich für die Suche nach Samples meis­tens das Inter­net. Das liegt zum einen am finan­zi­el­len Aspekt, zum ande­ren aber auch an der rie­si­gen Aus­wahl, die einem da gebo­ten wird. Man fin­det halt ein­fach alles. Das Inter­net ist da Fluch und Segen zugleich. Du kommst an fast alles ran, aber die Prei­se für bestimm­te Plat­ten sind halt auch dank eBay, Dis­co­gs et cete­ra ins Uner­mess­li­che gestie­gen. Im Gro­ßen und Gan­zen fin­de ich das digi­ta­le Dig­gen auch nicht ver­werf­lich. Die Krea­ti­vi­tät bleibt ja die glei­che und am Ende geht es auch nur dar­um, wie man das Sam­ple ver­ar­bei­tet. Das Aben­teu­er bei der Suche geht halt ein biss­chen ver­lo­ren. Das kann ich ver­ste­hen. Aber erzähl mir nichts von Real­ness. Nichts­des­to­trotz: "Sup­port your local record dealer".

MZEE​.com: Du hast bis­her schon eini­ge bereits ver­öf­fent­li­che Tracks ande­rer Künst­ler und Pro­du­cer gere­mixt – wel­chen Remix aus der deut­schen Rap­sze­ne hät­test du selbst gern produziert?

Cap Kendricks: Es ist schwie­rig, einen Song aus­zu­wäh­len. Was deut­sche Rap-​Sachen angeht, bin ich immer Fan, wenn Dex­ter einen Song remixt. Der ist in die­sem Remix-​Game ein­fach der Boss. Spon­tan wür­de ich jetzt sagen, der Dexter-​Remix zu "Letz­te Nacht" von Hiob und Yas­sin. Gera­de auch, weil Hiob einer mei­ner abso­lu­ten Lieb­lings­rap­per in Deutsch­land ist. Ansons­ten hör' ich eigent­lich stän­dig Beats, bei denen ich mir den­ke: "Krass, was für ein Brett!" Ich lie­be ein­fach Beats.

MZEE​.com: Es geschieht recht sel­ten, aber ab und an rappst du selbst auch mal einen eige­nen Part ein. Hast du dich sonst noch in ande­ren "HipHop-​Disziplinen" versucht?

Cap Kendricks: Auf jeden Fall. Ange­fan­gen hat eigent­lich alles mit Break­dance und Graf­fi­ti. Das war mein ers­ter Kon­takt zu Hip­Hop. Da war ich rich­tig jung, so zehn oder elf Jah­re alt. Das hat mich ein­fach total gepackt. Wir haben zu der Zeit dann die ers­ten Crews gegrün­det, haben gebre­akt, rum­ge­taggt und uns rich­tig Hip­Hop gefühlt. Aber wir waren natür­lich voll die Toys. (lacht) Irgend­wann spä­ter haben wir dann fast alle ange­fan­gen zu rap­pen und eige­ne Tapes auf­zu­neh­men. Aus der Zeit kommt auf jeden Fall noch mei­ne Lei­den­schaft für Rap. Irgend­wann kam der Zeit­punkt, an dem wir auch eige­ne Beats haben woll­ten. Also haben wir unse­re ers­ten Instru­men­tals mit eJay, Frui­ty Loops und Co. gebaut. Zum Glück kennt das heu­te kei­ner und das wird hof­fent­lich auch so blei­ben. Ich hab' mich dann immer mehr mit dem Beat­bau­en beschäf­tigt und bin da ein­fach dran­ge­blie­ben. Mit dem Rap-​Ding habe ich ab die­sem Zeit­punkt dann auch ein biss­chen abge­schlos­sen. Ich bin da ein­fach etwas raus, was das Schrei­ben von Tex­ten angeht. Dafür feh­len mir auch die Rou­ti­ne und die Zeit. Des­halb kommt das nur noch ab und an vor. Spaß hab' ich aber immer noch dran. Viel­leicht mache ich ja auch irgend­wann mal wie­der mehr.

MZEE​.com: Zum Abschluss wäre es schön, wenn du fol­gen­den Satz für uns ver­voll­stän­di­gen könn­test: "DJ auf Live-​Auftritten zu sein ist …"

Cap Kendricks: … für mich etwas unge­wohnt, weil ich ja kein klas­si­scher DJ bin. Das ist wahr­schein­lich das ein­zi­ge, was ich in mei­ner HipHop-​Laufbahn aus­ge­las­sen habe. Ich sehe mich auf der Büh­ne eher als Pro­du­zent und Backup-​Rapper. Wir neh­men halt die Songs aus dem Stu­dio mit auf die Stage. Mit Turn­t­a­b­leism hat das nichts zu tun. Ich hab' ja noch nicht mal Plat­ten­spie­ler auf der Büh­ne! (lacht) Alles, was ich benut­ze, ist Able­ton Live, mit dem ich auch pro­du­zie­re, und der APC MK II Con­trol­ler von Akai. Aber ich habe da auf jeden Fall Bock, mich noch mehr damit zu beschäf­ti­gen, Beatsets zu spie­len und mit mei­nem Homie LUX die Büh­nen die­ser Welt unsi­cher zu machen.

(Flo­rence Bader & Dani­el Fersch)
(Gra­fi­ken von Dai­ly Puffy Pun­ch­li­nes, Logo von KL52)

 

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