Redakteure stellen Fragen, Künstler antworten: In der Regel ist die Rollenverteilung innerhalb eines Interviews relativ klar gegeben. Dennoch hat jeder der Interviewpartner seine ganz eigene Vorstellung an interessanten Themen, die man unbedingt mal während des Gesprächs anschneiden sollte. Und so passiert es dann und wann, dass Fragen, die Rapper X gerne mal beantworten würde, mitunter nur beiläufig im verrauchten Backstagebereich eines Festivals von Musikerkollege Y gestellt werden. Dieser kommt nun allerdings auch außerhalb besagter Backstagebereiche zu Wort: In unserem Format "5mal1" schlüpfen fünf bedeutende Persönlichkeiten der Deutschrapszene eine Frage lang in die Journalistenrolle. Was wollten unsere Szenevertreter sich wohl schon immer einmal gegenseitig fragen?
Megaloh: Stell dir vor, du hast ein Date mit deiner absoluten Traumfrau überhaupt, bist richtig aufgeregt und kannst dein Glück kaum fassen. Zur Begrüßung gibt sie dir Küsschen und du stellst fest: Sie hat Todes-Mundi … Was tust du?
Abdi: Ich würde zu ihr sagen: "Saftiger Mundi, Bruderherz". Dann würde ich ihr zwei "Wrigley's Extra" für Kids in ihren Mund und ihr anschließend meine Zunge in den Hals stecken. Immerhin reden wir hier von meiner Traumfrau, die einen hervorragenden Charakter hat und viele Kinder haben möchte – Kriterien für meine Traumfrau. Das Opfer "Mundi des Jahres 2016" bin ich bereit, zu bringen.
Celo: Ich sag', ich muss mal kurz telefonieren, sehr wichtig – aber von der Telefonzelle, ich komme sofort zurück …
Vega: Wann habt ihr euren ersten gemeinsamen Song gemacht? Und wo habt ihr euch das erste Mal getroffen?
Celo: Unser erster gemeinsamer Song war "Es ist ein Wahn" und getroffen haben wir uns das erste Mal in einem Call Center, in dem wir gearbeitet haben.
Abdi: Das war 2010.
Juse Ju: Verfolgt ihr die Written Battle-Szene wie "Don't Let The Label Label You" oder "Rap am Mittwoch"?
Abdi: Ersteres ist mir nicht bekannt. "Rap am Mittwoch" finde ich lustig. Da ich selber aus der Freestyle-Branche komme, bin ich im tiefsten Inneren immer noch Freestyler.
Celo: Die erstgenannte Veranstaltung ist mir kein Begriff, aber "Rap am Mittwoch" hat durchaus einige Talente zu bieten.
Buddy Ogün: Habt ihr eigenen Keller? Und wenn ja, ist er aufgeräumt oder eher so Absturz, dies, das?
Celo: Nein, ich benutze den Fahrradkeller vom Nachbarn.
Abdi: Da ich bei meiner Familie wohne, habe ich keinen eigenen Keller. Aber mein Baba-BMX – aus dem "Verzeih mir Papa"-Video – ist noch im Keller eingeschlossen.
m3: Was würdet ihr machen, wenn eure Eltern nie nach Deutschland gekommen wären?
Celo: Da meine Heimat Bosnien vom Krieg erschüttert war, bezweifle ich, dass ich noch am Leben wäre. Zur näheren Erläuterung: Track 14 vom Album "Hinterhofjargon".
Abdi: Ich sage nur: "Refugees welcome". Ich würde auf illegalem Wege um jeden Preis versuchen, nach Europa zu kommen. Über Italien nach Schweden, dann letztendlich an der Konstablerwache ankommen und jeden Tag Haschisch verkaufen bis Mitternacht. Dann würde ich mir zehn Heineken und 'n Grämmchen Koks holen und den Feierabend ausklingen lassen.
(Florence Bader & Laila Drewes)
(Foto von Kai Bernstein (Megaloh))