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Interview

Absztrakkt & Cr7z

"Wir sind bei­de kei­ne Karriere-​Denker." – Absz­trakkt und Cr7z im Inter­view über ihre 20-​jährige Musik­erfah­rung, die Bedeu­tung ihrer Tex­te und ihre Ein­stel­lung gegen­über Astro­lo­gie und Religion.

Ver­schafft man sich einen Über­blick über die musi­ka­li­schen Kar­rie­ren von Absz­trakkt und Cr7z, stellt man schnell fest, dass die bei­den zwar schon gefühl­te Ewig­kei­ten in der Sze­ne unter­wegs sind, aller­dings erst seit einem Bruch­teil die­ser knap­pen 20 Jah­re zusam­men­ar­bei­ten. Das hört man ihrem aktu­el­len Kol­la­bo­al­bum "Waa­ge und Fische" aller­dings fast nicht an – sel­ten har­mo­nier­ten zwei der­art eige­ne Künst­ler, deren Musik wei­test­ge­hend unab­hän­gig von­ein­an­der gereift ist, der­ma­ßen gut mit­ein­an­der auf Plat­te. Und das, obwohl sich hin­ter den Lüden­schei­der und Rosen­ber­ger Rap­pern auch zwei voll­kom­men ver­schie­de­ne Per­sön­lich­kei­ten ver­ber­gen. Ob das allein an den Ster­nen liegt, sei mal dahin­ge­stellt, aber in unse­rem Inter­view offen­bar­ten sich uns zwei völ­lig eige­ne Cha­rak­te­re. Wir spra­chen mit den momen­tan wohl reprä­sen­ta­tivs­ten Ver­tre­tern des 58Muzik-​Camps über Mucke, die Deutschrap­sze­ne, Glau­bens­fra­gen und Astronomie.

MZEE​.com: Wir haben euch zum Start des Inter­views mal her­aus­ge­sucht, wie gut "Waa­ge und Fische" laut Horo­skop mit­ein­an­der har­mo­nie­ren – und dabei Fol­gen­des ent­deckt: "Sowohl die Fische wie auch die Waa­ge lie­ben Kunst und Musik. Ihre Aus­rich­tung ist aller­dings sehr ver­schie­den. Die Fische sind nach innen gerich­tet und sehr emo­tio­nal, wäh­rend die Waa­ge nach außen und intel­lek­tu­ell aus­ge­rich­tet ist." Wür­det Ihr sagen, dass die Beschrei­bung der Fische auf den Cha­rak­ter von Cr7z und die der Waa­ge auf den von Absz­trakkt zutrifft?

Cr7z: Ich hab' mich mal damit beschäf­tigt, weil eine Freun­din von mir Waa­ge ist. Frü­her habe ich mich sehr für Stern- bezie­hungs­wei­se Tier­kreis­zei­chen inter­es­siert und da kam auch vor, dass das Geis­ti­ge bezie­hungs­wei­se Intel­lek­tu­el­le mit dem Ele­ment Luft in Ver­bin­dung steht und das Emo­tio­na­le oder In-​sich-​Gekehrte mit dem Ele­ment Was­ser. Das spielt auf unse­rem Album auch eine Rol­le, wenn man zwi­schen den Zei­len liest. Im Prin­zip kann man sagen, dass Clau­dio (Anm. d. Red.: Absz­trakkt) und ich von der Per­sön­lich­keit her grund­ver­schie­den sind. Uns ver­bin­det die Musik – des­we­gen war es eine Her­zens­an­ge­le­gen­heit, die­ses Album zu machen. Auch die Inhal­te über­schnei­den sich und ich den­ke, das ist eine gute Kom­bi­na­ti­on. Man hät­te viel­leicht sogar noch Feu­er und Erde mit rein­neh­men kön­nen. Aber … war ja kei­ner zugegen.

MZEE​.com: Fin­dest du dem­nach, dass du nach innen gerich­tet und emo­tio­nal bist und Absz­trakkt eher nach außen gerich­tet und intellektuell?

Cr7z: Das stimmt bei mir auf jeden Fall. Auch Leu­te, die sich nicht viel mit Stern­zei­chen beschäf­ti­gen, aber ein biss­chen was wis­sen, sagen, dass ich die typi­schen Fische-​Eigenschaften habe. Ich sag' immer: Ist ein biss­chen wie die "Frau unter den Män­nern" … "No homo" sagt man heu­te dazu, oder?

MZEE​.com: Von dei­ner Musik her wür­dest du auf mich ehr­lich gesagt nicht so offen wir­ken, wie du jetzt gera­de bist.

Cr7z: Ja, aber pass mal auf: Ich plap­per' gera­de vor mich hin und Clau­dio hält sich zurück. Ich weiß nicht, was das Intel­li­gen­te­re ist. Viel­leicht ist Clau­dio gera­de durch die Zurück­hal­tung geson­ne­ner als ich und ich bin eher emo­tio­nal getrie­ben. Ich möch­te euch ja ein inter­es­san­tes Inter­view bie­ten und bin ein biss­chen auf­ge­regt. Des­we­gen rede ich ein­fach drauf los – emo­tio­nal, quasi.

MZEE​.com: Wür­dest du sagen, dass du ein auf­ge­schlos­se­ner, offe­ner Typ bist, der auch auf ande­re zugeht?

Cr7z: Ich bin auf jeden Fall auf­ge­schlos­sen. Ich weiß, das klingt ein biss­chen para­dox, aber ich bin schon jemand, der auf Leu­te zugeht und sich schnell öff­nen kann, weil ich mit Emo­tio­nen kei­ne Pro­ble­me habe. Wahr­schein­lich hab' ich auch gelernt, damit umzu­ge­hen. Und man muss natür­lich dazu sagen: Wenn man schon in die Mate­rie geht, was die­se Eigen­schaf­ten von Stern­zei­chen betrifft, gibt's neben dem Son­nen­zei­chen auch noch ein Mond­zei­chen und natür­lich den Aszen­den­ten. Eine Per­sön­lich­keit setzt sich in der Astro­lo­gie also aus drei ver­schie­de­nen Aspek­ten zusam­men, die unter­schied­lich gewich­tet sind – je nach­dem, in wel­cher Posi­ti­on man gera­de im Leben ist, wie alt man ist, wie man erzo­gen wurde …

MZEE​.com: Beschäf­tigt ihr euch denn all­ge­mein viel mit The­men wie Astro­lo­gie? Schaut ihr selbst ab und an mal in euer Horo­skop und ach­tet dar­auf, ob sich etwas davon erfüllt?

Cr7z: Ich hab' das frü­her ein paar Jah­re lang gemacht. Tarot­kar­ten hab' ich hier auch noch lie­gen. Ich hab' mit den gro­ßen Arka­nen gelegt, mit den klei­nen war's mir zu kom­pli­ziert. Aber das war auch mehr eine Spie­le­rei von mir.

Absz­trakkt: Ich inter­es­sier' mich gar nicht für Horo­sko­pe. Ich les' mir das auch nicht durch.

MZEE​.com: Ste­hen sich Reli­gi­on, Glau­be und Astro­lo­gie nicht auch gegen­sei­tig im Weg? Absz­trakkt, du bist beken­nen­der Bud­dhist – wür­dest du sagen, dass man das trotz­dem alles mit­ein­an­der ver­ei­nen kann?

Absz­trakkt: Mit Sicher­heit. Ich kann dir jetzt nicht die genau­en Par­al­le­len sagen, weil ich in der Astrologie-​Sache nicht so drin bin, aber es gibt bestimmt Leu­te, die in bei­den Wel­ten Know­ledge haben und dir bestimmt was run­ter­rat­tern könn­ten. Ich bin aber auch nicht wirk­lich reli­gi­ös, son­dern eher spi­ri­tu­ell. Aber all­ge­mein gese­hen hast du Recht – des­we­gen lese ich auch kei­ne Horoskope.

MZEE​.com: Kom­men wir mal auf euer gemein­sa­mes Album "Waa­ge und Fische" zu spre­chen, das vor eini­gen Mona­ten erschie­nen ist. Ihr har­mo­niert zwar musi­ka­lisch und auch mensch­lich sehr gut mit­ein­an­der, aller­dings habt ihr auch ganz eige­ne Vor­stel­lun­gen von Musik. War es schwer, einen gemein­sa­men Nen­ner für eure Plat­te zu finden?

Absz­trakkt: Das ist ja das Gei­le – mit Cr7z muss ich nicht labern, das fließt ein­fach. Wir hat­ten die Idee zum Album und alles, was dar­aus ent­stand, war ein natür­li­cher Fluss, ohne dass man groß­ar­tig was erklä­ren muss­te. Wenn er mir was vor­spielt, weiß ich genau, wo er hin will und umge­kehrt ist das genau­so. Des­we­gen ist das so eine super Kombination.

MZEE​.com: Ihr muss­tet euch also kein Kon­zept über­le­gen, son­dern habt ein­fach gemacht?

Cr7z: Rich­tig. Und damals bei dem Track "Schwar­ze Son­ne" mit Ame­wu war das genau­so. Das hat ein­fach har­mo­niert. Bei Ame­wu braucht man auch nicht viel zu erklä­ren – wir haben die­se gewis­se Ebe­ne, auf der wir gleich schwin­gen, und jeder kann das für sich selbst ver­pa­cken, wie er möch­te. Wir sagen uns da nicht gegen­sei­tig: "Wäre aber schön, wenn du das so und so machst".

MZEE​.com: Wie lan­ge habt ihr für "Waa­ge und Fische" denn eigent­lich gebraucht?

Absz­trakkt: Knapp zwei Jahre.

Cr7z: "Tau­send­fü­ßer" war der ers­te Track, den wir dafür gemacht haben, oder?

Absz­trakkt: Ja. Das weiß ich des­we­gen noch, weil ich es so cool fand, dass das der ers­te Track war, den wir dafür im Stu­dio auf­ge­nom­men haben.

Cr7z: Das war schon ein lang­wie­ri­ger Pro­zess, der eigent­lich immer im Hin­ter­grund gelau­fen ist. Clau­dio hat sein Solo­al­bum gemacht, ich hab' mein Solo­al­bum gemacht, 'ne EP und so wei­ter. Und das ist die gan­ze Zeit im Hin­ter­grund geschwebt.

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MZEE​.com: Hat­tet ihr eine fes­te Vor­stel­lung davon, wann die Plat­te erschei­nen muss?

Cr7z: Clau­dio hat auf jeden Fall viel mehr auf­ge­nom­men als ich, aber das Ver­hält­nis von den Bars am Schluss ist jetzt genau 50:50. Das ist auch wich­tig so – wir haben auf jedem Track die­sel­be Part-​Länge, aber Clau­dio hat auf jeden Fall gut fünf, sechs Parts vor­ge­schos­sen und ich war eher der Nach­züg­ler. Wir woll­ten das auf jeden Fall die­ses Jahr drop­pen, des­we­gen ist mir das Was­ser am Ende ein biss­chen bis zum Hals gestanden …

MZEE​.com: Hast du dich stel­len­wei­se unter Druck gesetzt gefühlt?

Cr7z: Das nicht. Ich bin extrem schnell im Schrei­ben. Die Sache ist nur, dass ich mich dann auch mal hin­set­zen muss, um zu schrei­ben. Ich hat­te schon noch Zeit, aber es war für mich neu, mal eine Dead­line zu haben. Das war mei­ne wirk­lich ers­te Dead­line, die ich inten­siv gespürt habe – auch, weil wir das Album schon zuvor in einem Inter­view ange­kün­digt hat­ten. Aber letzt­lich war es ein guter Pro­zess, weil ich jetzt mal ein biss­chen zacki­ger arbei­ten muss, seit bei mir alles grö­ßer wird. Und dass das bei mir rapid grö­ßer wird, mer­ke ich gera­de. Des­we­gen ist es gut zu wis­sen, wie es ist, mit einer Dead­line zu arbei­ten. Aber an Qua­li­tät haben mei­ne Tex­te über­haupt nicht abge­nom­men, das hat gut geklappt.

MZEE​.com: Ihr hat­tet zu Beginn der Pro­duk­ti­on sicher­lich eine ganz bestimm­te Vor­stel­lung davon, wie sich das Album am Ende anhö­ren soll. Wenn ihr die­se Vor­stel­lung und das End­pro­dukt mit­ein­an­der ver­gleicht – habt ihr alles umge­setzt bekommen?

Cr7z: Es ist noch gei­ler gewor­den, als wir es uns am Anfang gedacht haben. Zuerst dach­ten wir, dass das zu 90 Pro­zent in die asia­ti­sche Rich­tung lau­fen wird, aber es ist jetzt doch vom Klang­bild her recht ver­sa­ti­le geworden.

MZEE​.com: Ihr arbei­tet in euren Tex­ten viel und ger­ne mit Sym­bo­lik und Meta­pho­rik. Wie wich­tig ist es euch dabei, dass den Hörern deren Bedeu­tung bewusst wird?

Absz­trakkt: Mir ist das nicht so wich­tig. Ich erklär' mei­ne Lyrics per­sön­lich auch unger­ne, weil ich der Mei­nung bin: Wenn Leu­te dar­in eine Andock­stel­le fin­den und es berei­chernd für ihr Leben ist, ist es völ­lig egal, ob sie's so ver­stan­den haben, wie ich's gemeint habe oder auf eine kom­plett ande­re Art und Wei­se. Zumal ich auch sagen möch­te, dass kei­ner, der mich nicht per­sön­lich kennt oder sich in mei­nem Umfeld bewegt, zu 100 Pro­zent nach­voll­zie­hen kann, was ich genau mei­ne. Das muss auch nicht sein.

MZEE​.com: Hast du denn schon ver­rück­te Inter­pre­ta­tio­nen dei­ner Tex­te gehört?

Absz­trakkt: Voll. Ich hab' aber auch schon gehört, das sich man­che was ganz ande­res raus­ge­zo­gen haben und das rich­tig posi­tiv war. Und: Wenn die Situa­ti­on es erfor­dert und ich mir den­ke, dass es Sinn macht, das zu erklä­ren, damit jemand von sei­ner Inter­pre­ta­ti­on weg­kommt, dann mach' ich das auch mal.

MZEE​.com: Stört es dich, wenn Leu­te irgend­et­was kom­plett ande­res aus einem Track für sich mit­neh­men als das, was du eigent­lich ver­mit­teln willst?

Absz­trakkt: Nein. Der Song ist ja danach nicht weg. Wenn der­je­ni­ge ihn in fünf Jah­ren noch mal hört, hört er eh wie­der was ande­res raus – viel­leicht ist es ja dann genau das …

MZEE​.com: Gibt es denn einen Part des jeweils ande­ren auf eurem gemein­sa­men Album, den ihr bis heu­te nicht wirk­lich ver­stan­den habt?

Absz­trakkt: Wenn ich irgend­et­was nicht ver­ste­he, frag' ich ihn natür­lich, was er da gesagt hat, klar.

Cr7z: Ich maße mir bei Clau­dio jetzt ein­fach mal an, dass ich den Groß­teil von dem, was er ver­mit­telt, sowohl vom Kopf als auch vom Her­zen her ver­ste­he. Weil ich ihn auch schon seit über zehn Jah­ren höre und acht Jah­re, bevor wir uns ken­nen­ge­lernt haben, begeis­ter­ter Fan war. Ich kann ihn schon sehr gut nach­voll­zie­hen. Wenn mal etwas fällt, bei dem ich nicht genau weiß, was gemeint ist, lass' ich das tat­säch­lich so ste­hen und brin­ge mei­ne eige­nen Ideen und Gedan­ken mit rein, die dann auch nicht unbe­dingt mit Clau­di­os kon­form gehen müs­sen. Des­we­gen deckt unse­re Musik so ein gro­ßes Spek­trum ab und unse­re Hörer­schaft bewegt sich ja auch von 15, 16 bis 50. Da ist für jeden was dabei – das macht das Album auch so inter­es­sant, fin­de ich.

MZEE​.com: Durch­dach­te und sym­bol­haf­te Tex­te sind nicht nur ein Haupt­au­gen­merk eurer Musik, son­dern womög­lich auch "schwe­re Kost" für den Ottonormal-​Hörer. Hat­tet ihr schon ein­mal das Gefühl, euch dadurch selbst etwas in eurer Kar­rie­re zu verbauen?

Cr7z: Wir sind bei­de kei­ne Karriere-​Denker, von daher fällt das The­ma schon mal weg. Wir machen seit knapp 20 Jah­ren Musik, Clau­dio mit Sicher­heit noch ein biss­chen län­ger als ich. Wenn man's so möch­te, geht's jetzt halt ein biss­chen berg­auf, aber unser Antrieb, Musik zu machen, hat sich nicht geän­dert, nur weil wir jetzt ein biss­chen im Licht der Öffent­lich­keit ste­hen. Ob das für den Hörer nun schwe­re oder leich­te Kost ist – kei­ne Ahnung. Wir sind ja auch sehr viel­schich­tig und unse­re Songs wer­den immer unter­schied­lich auf­ge­nom­men. Und wenn wir bei­de auf einem Album zusam­men­tref­fen, kann das in jede Rich­tung los­ge­hen. Das ist ja das Gei­le: Die­ses rie­si­ge Spek­trum, das da abge­deckt wird. Es war für uns per­sön­lich auch eine Her­zens­an­ge­le­gen­heit, das Album zu machen. Ob sich das letzt­lich 100 oder 100.000 Mal ver­kauft, spielt da in ers­ter Linie kei­ne Rol­le. Da fin­den sich zwei ver­schie­de­ne See­len zu einer zusammen.

MZEE​.com: Mich wür­de mal inter­es­sie­ren, wo ihr musi­ka­lisch oder gene­rell künst­le­risch gese­hen ursprüng­lich her­kommt – habt ihr zum Bei­spiel als Kind mal ein Instru­ment gespielt?

Absz­trakkt: Ich bin gänz­lich unmu­si­ka­lisch. Ich hab' immer Talent gehabt, was Spra­che angeht, und dann ange­fan­gen zu rap­pen, aber nie ein Instru­ment gespielt.

MZEE​.com: Wann habt ihr denn ange­fan­gen, zu rappen?

Absz­trakkt: Ich mit 13.

Cr7z: Ich hab' glau­be ich mit zwölf Jah­ren ange­fan­gen. Und frü­her sehr ger­ne Rea­lis­mus gezeich­net, auf dei­ne Fra­ge bezo­gen. Irgend­wann hab' ich dann die Musik für mich ent­deckt, weil mein Vater auch Musi­ker ist. Und in der Puber­tät kam dann lang­sam raus, dass ich auch unbe­dingt Mucke machen will. Ich hab' frü­her auch noch Beats gemacht und gesam­plet. Das Zeich­nen hab' ich durch die Musik dann abge­legt, bin aber trotz­dem bei die­sem Rea­lis­mus geblie­ben. Beson­ders bei dem Solo-​Stuff, den ich mache, geh' ich ja auch ziem­lich spe­zi­fisch auf die Sachen ein.

MZEE​.com: Aber ein Instru­ment hast du nicht gespielt?

Cr7z: Nein, Gott behü­te. Ich hab' mich da auch immer gesträubt und Gott sei Dank woll­ten mei­ne Eltern nie, dass ich ein Instru­ment spie­le. Aber hät­te ich eines gespielt, wäre das mit Sicher­heit Gitar­re gewe­sen, weil das mein Vater gemacht hat. Aber mein Lieb­lings­in­stru­ment ist das Kla­vier. Viel­leicht fang' ich sogar irgend­wann an, im Alter Kla­vier zu spie­len. Hätt' ich auf jeden Fall Lust drauf.

MZEE​.com: Ihr macht, wie ihr bereits gesagt habt, schon seit fast zwan­zig Jah­ren Musik, ohne wesent­lich von eurer Linie abzu­wei­chen. Was glaubt ihr, wie lan­ge die Fin­dungs­pha­se gedau­ert hat, bis ihr genau wuss­tet, was ihr machen wolltet?

Cr7z: Bei mir ist das seit 2007 so.

Absz­trakkt: Ich weiß nicht mehr genau, wann's war. Ich hat­te den einen Moment, in dem ich wuss­te: "Das ist auf jeden Fall mein Bereich". Aber ich gehör' ja auch zu den X-​Men. Das bedeu­tet: Man geht auch noch in ande­re Rich­tun­gen und mutiert auf ver­schie­dens­te Art und Weise.

Cr7z: Er hat ja auch noch mit vie­len ande­ren in der Crew zu tun, die auch ver­schie­de­ne Facet­ten auf­wei­sen. Das ist ja auch eine gegen­sei­ti­ge Com­pe­ti­ti­on – die war bei mir nie da, weil ich nie eine Crew hatte.

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MZEE​.com: Denkt ihr, dass ihr in zehn Jah­ren viel­leicht ganz ande­re Musik oder eine ande­re Art von Rap macht?

Absz­trakkt: Ich will von Vor­ne­her­ein über­haupt nichts aus­schlie­ßen. Ich bin ein offe­ner Mensch, was ande­re Musik­styl­es angeht. Wenn Leu­te mit irgend­was um die Ecke kom­men, das ich cool fin­de und bei dem ich mir vor­stel­len kann, dass es cool wäre, sich da mal einen abs­trak­ten Film drauf zusam­men­zu­spin­nen – war­um nicht?

Cr7z: Wenn man sich sehr inten­siv mit mei­ner Musik der letz­ten Jah­re beschäf­tigt und die 170 Tracks hört, merkt man, dass die Hälf­te der Tracks weni­ger Hard­core­rap, son­dern mehr auf Tech­nik und Auf-​die-​Schnauze pro­gram­miert sind … aber dann eben auch wie­der das genaue Gegen­teil. Dann auch wirk­lich mit rich­ti­gen Pop-​Hooks, weil ich Gesang ohne Ende lie­be und wür­de ich sin­gen kön­nen, wür­de ich auch zu 50 Pro­zent sin­gen und zu 50 Pro­zent rap­pen. Mei­ne Stim­me eig­net sich nur lei­der über­haupt nicht dazu. Ich steh' echt auf Gesang, Gitar­re, Kla­vier – alles, was in die­se pop­pi­ge Rich­tung geht. Mir gibt das ein­fach was, bei mir löst das was aus. Und ich schreib' dann dem­entspre­chend auch mal gefühls­be­ton­te Sachen. Es gibt auch zwei, drei Tracks von mir, bei denen ich fast anfan­ge zu heu­len. Da merkt man die Trau­er, die in der Stim­me liegt. Und dar­an sieht man schon die­se gan­ze Ran­ge, die ich da abde­cke … Wie soll das in Zukunft dann anders wer­den? Ich werd' höchs­tens noch in ande­re Rich­tun­gen schie­ßen und viel­leicht mal ein Crossover-​Projekt machen. Ich hab' von einer Metal­grup­pe ein paar Sachen auf mei­nem Rech­ner, das gefällt mir auch gut. Wird jetzt nicht mein Ste­cken­pferd wer­den, aber wie Clau­dio schon gesagt hat: Wenn jemand mit etwas, das mir liegt, um die Ecke kommt, kann ich mich auch durch­aus anglei­chen wie ein Cha­mä­le­on. Mir macht Musik all­ge­mein ein­fach Spaß.

MZEE​.com: Deutschrap ist momen­tan so popu­lär wie nie und auch 58Muzik konn­te im letz­ten Jahr einen ers­ten Chart­erfolg ver­bu­chen. Wie nehmt ihr die­se Ver­än­de­rung der Sze­ne wahr?

Absz­trakkt: Ich find' es gut, dass das gera­de so abhebt. Wenn's so wei­ter­läuft, wür­de das ja bedeu­ten, dass sogar Leu­te wie Cr7z und ich davon leben könn­ten – das wär' doch hammer.

MZEE​.com: Gab es da in den letz­ten Jah­ren Aus­wir­kun­gen auf euren Alltag?

Absz­trakkt: Man strug­glet immer noch. Ich für mei­nen Teil bin übelst am Kreb­sen. Ich mach' die Musik, die ich lie­be, und alles, was auf mich ein­pras­selt, nehm' ich dafür in Kauf.

Cr7z: Für mich ist es gut, dass Leu­te wie Kool Savas oder Kol­le­gah mir in Inter­views Props geben und sagen, dass es gut ist, was ich mache. Und auch ande­re Leu­te, die im Game sind, haben Notiz genom­men und grei­fen mir hin­ter den Kulis­sen unter die Arme. Das hat auf jeden Fall Aus­wir­kung genom­men. Aber musi­ka­lisch von ande­ren beein­flus­sen las­sen wir uns nicht.

MZEE​.com: Gera­de bei dir hat man das Gefühl, dass du zur­zeit über­all erwähnt wirst und von allen Sei­ten Zuspruch erhältst.

Cr7z: Das ist natür­lich sehr posi­tiv für mich. Ich hab' vor zwei Jah­ren mein letz­tes Album raus­ge­bracht, des­we­gen find' ich es super, dass es immer noch so einen nach­hal­ti­gen Impact in den Medi­en oder bei ande­ren bekann­ten Künst­lern hat.

MZEE​.com: Du hast frü­her aber auch gefühlt jeden zwei­ten Tag einen neu­en Track veröffentlicht …

Cr7z: So war das auch. Jetzt spielt sich das meis­te hin­ter den Kulis­sen ab, weil die Songs auf CD gepresst und nicht mehr nur ins Inter­net gepul­vert wer­den. Man ver­sucht ja, etwas für das Label zu leis­ten. Das ist im End­ef­fekt auch 'ne Firma.

MZEE​.com: Absz­trakkt, du hast eben gesagt, dass du von der Musik noch nicht leben kannst – kannst du dir vor­stel­len, dass das irgend­wann funktioniert?

Absz­trakkt: Du mussst das so sehen: Ich bin auch in einer ganz ande­ren Situa­ti­on als die ande­ren 58er. Alles, was aus mei­ner Musik als Gewinn raus­kommt, geht nicht an mich, son­dern an den Pott "58Muzik". Was ich bekom­me, fließt da rein, damit hier über­haupt ein Stu­dio steht und 58 wirk­lich 58 sein kann. Das gehört zu den Opfern, die ich brin­ge, dazu. Ich weiß ja, war­um ich das mache – und wür­de ich das nicht machen, wäre jetzt auch kein Cr7z da. Zumin­dest bei uns nicht. Viel­leicht irgend­wo anders, aber so wie's gera­de aus­sieht, wür­de es Cr7z dann nicht in die­ser Form geben. Und wir haben ja auch noch ande­re Leu­te – Gory Gore, Ruff­kidd et cete­ra. Wir haben so vie­le Leu­te mit Poten­zi­al: Jinx … mein Gott, es sind so kras­se Typen bei 58Muzik. Und irgend­wie brau­chen die ja ein Base­ment, ein Fundament.

MZEE​.com: Das heißt, dass jeder, der bei euch unter Ver­trag steht, noch einen ande­ren Job hat?

Cr7z: Ich nicht. Ich bin jetzt seit März als selbst­stän­dig gemel­det und ver­su­che, mich so über Was­ser zu hal­ten. Das hab' ich auch gemacht, weil die Ten­denz bei mir stei­gend ist.

MZEE​.com: Wo wir gera­de bei 58Muzik sind: Wie geht es denn jetzt mit der Platt­form weiter?

Cr7z: Das Nächs­te, was kommt, ist mein Solo-​Album "Sie­ben Welt­mee­re". Dann folgt über Essah Enter­tain­ment die dazu­ge­hö­ri­ge Solo-​Tour. Und was sonst noch kommt, kann Clau­dio bestimmt sagen …

Absz­trakkt: Wie gesagt, das neue Cr7z-​Album. Absz­trakkt arbei­tet auch an einem neu­en Album, "Beu­tel Reis und Dose Thun­fisch". Dann wird's von Sir­vi­va bald ein Album geben und die Plat­te von Ruff­kidd ist auf jeden Fall auch in Planung.

Cr7z: Und X-​Men, oder?

Absz­trakkt: Stimmt. Gut, dass du mich dran erin­nerst – ein X-​Men-​Album wird's auch geben.

MZEE​.com: Zum Abschluss wür­den wir ger­ne wis­sen, was ihr mit MZEE​.com verbindet.

Cr7z: Eine jah­re­lan­ge Platt­form und Sup­port ohne Ende, soweit ich das mit­be­kom­men hab'. Das war auch eine der ers­ten HipHop-​Seiten, die ich auf dem Schirm hatte.

Absz­trakkt: Mir geht's so ähn­lich. Ich ver­bin­de mit MZEE​.com auch mei­ne Rapan­fän­ge. Ich hab' damals in 'nem Dorf gewohnt, in der Nähe von Lüden­scheid – hier gab's kei­ne Plat­ten­lä­den und ich hab' mir von MZEE​.com Plat­ten geor­dert. Und wen ich damit noch ver­bin­de, ist Akim Walta.

MZEE​.com: Wenn ihr jetzt noch etwas los­wer­den wollt, gehö­ren die letz­ten Wor­te euch.

Absz­trakkt: Ich möch­te ger­ne noch etwas sagen, das ich ganz wich­tig fin­de … "Waa­ge und Fische" ist der Einzigste.

Cr7z: Dabei kann man's belassen.

(Flo­rence Bader & Pas­cal Ambros)

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