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Kritik

Namika – Nador

Auf der Suche nach mir selbst in den Stra­ßen von Nador …

Im Inter­view wir­ken Abdi und Nami­ka ein wenig schüch­tern, als sie sich auf die Trep­pen eines Frank­fur­ters Wohn­hau­ses set­zen. Schließ­lich sei es laut eige­ner Aus­sa­ge auch min­des­tens 15 Jah­re her, dass sie sich zuletzt sahen. Heu­te wie damals ver­bin­det sie nicht nur die HipHop-​Affinität, son­dern auch die Her­kunft, stam­men doch bei­de aus der nord­ma­rok­ka­ni­schen Regi­on Nador.

Musi­ka­lisch lie­gen mitt­ler­wei­le natür­lich Wel­ten zwi­schen den Künst­lern, auch wenn ein gemein­sa­mer Track sicher­lich inter­es­sant klän­ge. Wäh­rend die Azz­lackz ihren ganz eige­nen Straßenrap-​Film fah­ren, setzt sich Nami­ka mit ihrem Debüt­al­bum in der Pop-​Rap-​Welt fest. Auf "Nador" ver­bin­det sie die Erin­ne­run­gen an ihre Frank­fur­ter Jugend mit einer für uns frem­den, ori­en­ta­li­schen Welt und ihrer spä­ten Sinn­su­che in der nordwest-​afrikanischen Hei­mat. Die bild­haf­ten Ein­drü­cke, bei­spiels­wei­se die des Stra­ßen­jun­gen, der sich ver­waist durchs Land schlägt ("Wenn sie kom­men"), sind dabei viel gehalt­vol­ler als Themen-​Tracks aus ihrer Ver­gan­gen­heit in Deutsch­land. Da schaut Nami­ka näm­lich viel zu sel­ten über den Tel­ler­rand hin­aus und ver­fängt sich in Bana­li­tä­ten über Mann-​Frau-​Dispute, durch­zech­te Party-​Nächte und ihre Jugend in den 90er Jah­ren. In gewis­ser Wei­se schlägt "Nador" auch musi­ka­lisch die Brü­cke zwi­schen zwei so unter­schied­li­chen Natio­nen. Da wird von den Beat­gees das typisch deut­sche Pop-​Rezept inklu­si­ve har­ten Drum­sets mit afri­ka­nisch anmu­ten­den Samples kom­bi­niert und auf einen kom­plett ein­zig­ar­ti­gen Sound umge­münzt. Was dabei raus­kommt, ist ein Album, dem es an Hits gewiss nicht man­gelt. Bei­nah jeder Song klingt, als könn­te er exakt so auch aus dem Radio im Cabrio dröh­nen. In der Theo­rie kei­nes­wegs schlecht, in der Pra­xis wirkt dies jedoch lei­der schnell abge­nutzt. Irgend­wann kann man eben auch den bes­ten Pop-​Hit nicht mehr hören.

So ist "Nador" viel­leicht nicht das lang­le­bigs­te Album des Jah­res, den­noch aber erfri­schend inno­va­tiv in sei­ner eigent­lich so stan­dar­di­sier­ten Mach­art und ein durch­aus gelun­ge­nes Debüt.

(Sven Aum­il­ler)

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