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Kritik

RAF Camora – Die weisse EP

Nichts war für nichts.

Im Dezem­ber 2014 beka­men sei­ne Fans RAF Camo­ra genau so, wie sie ihn lie­ben: Mit düster-​stimmigem Sound, einer sym­pa­thi­schen Pri­se Men­schen­hass und dem stets vor­han­de­nen, text­li­chen Anspruch zeig­te der Öster­rei­cher die gan­ze Band­brei­te sei­nes Kön­nens auf "Die schwar­ze EP". "Die­se EP ist für die wah­ren Fans, die war­ten bis 2016" – eine Zei­le, die damals schon Erwar­tun­gen an ein bald erschei­nen­des Album hoch­setz­ten. Eine wasch­ech­te Über­ra­schung war die­ses Release – und umso grö­ßer ist nun der Fall, wenn wir im Juni 2015 am Farb­fil­ter dre­hen und aus "schwarz" eben "weiß" wird.

Die Atmo­sphä­re, die stets zu gefal­len weiß, behält Rapha­el Raguc­ci bei. Auch hier schaf­fen er und die Ste­reo­ids wie­der einen Klang­tep­pich, der düs­te­re Rap-​Synthies per­fekt mit Samples ande­rer Gen­res kop­pelt. Was jedoch Text­fi­nes­se angeht, ver­liert er an Vie­lem. Erst im letz­ten Track "Nichts war für nichts", in dem er über wich­ti­ge Weg­ga­be­lun­gen in der eige­nen Kar­rie­re sin­niert, wird es wirk­lich anspruchs­voll. Vor­her fin­den sich statt Emo­tio­nen eher plat­te Atti­tü­den. Da sitzt er spon­tan mit BRKN auf "Todes­en­gel" im "Mond­schein der Nacht, wäh­rend sein Herz­schlag erwacht" oder saugt sich halbwegs-​sinnbefreite Bin­sen­weis­hei­ten über das "Kar­ma" aus den Fin­gern. Von die­sem Kitsch ein­mal abge­se­hen, ist es die schie­re Plump­heit, die einen arg­wöh­nisch auf die neu­es­te Ver­öf­fent­li­chung des Indipendenza-​Gründers bli­cken lässt. „Bist zwei­spra­chig, redest flie­ßend schei­ße, doch ver­stehst Deutsch“ ("Kar­ma") sind dann doch eher Zei­len, die man von einem RAF Camo­ra aus­ge­feil­ter kennt.

"Die weis­se EP" klingt lei­der nach dem Mate­ri­al, wel­ches wäh­rend der Album­pro­duk­ti­on nicht wür­dig genug für den Lang­spie­ler erschien. Tipp des Tages also: Die "wah­ren Fans" war­ten wirk­lich bis 2016. Sieht man das hier als den Aus­rut­scher an, der es ist, kann man da auch wei­ter­hin Gro­ßes von RAF Camo­ra erwar­ten.

(Sven Aum­il­ler)

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