Du reagierst mit Frieden auf den Zorn.
Du bist alles, was ich bin, dafür gibt es nur ein Wort: Mama.
„Gut Ding will Weile haben“ – das ist nicht nur ein ziemlich ausgelutschtes Sprichwort, sondern auch das Lebensmotto von Mohamed El Moussaoui. Grinsend verkündete der Libanese schon 2012 in diversen Interviews, dass der „Embyro“-Nachfolger zum Glück nicht mehr so lange auf sich warten ließe wie das Debüt selbst. Nur drei Jahre später erscheint "Mama", MoTrips zweiter Langspieler.
Ist die Faulheit dazwischengekommen, Herr Moussaoui? Die Antwort darauf lautet wohl eher "Nein", denn: "Hätt's keinen Widerstand gegeben, wär' ich pünktlicher erschienen" ("David gegen Goliath"). Das verkündet der Aachener bereits in der allerersten Zeile seiner neuen Platte. Diese schonungslose Ehrlichkeit ist es vielleicht, die MoTrip lyrisch so außergewöhnlich macht – von seiner technischen Versiertheit mal abgesehen. Ob seine Tracks nun von der Wutrede über Deutschraps belanglose Text-Finesse ("Hype") oder seinem ganz eigenen Testament ("Bevor ich geh") handeln: Der Rapper nimmt kein Blatt vor den Mund. Simpel und dennoch nicht veraltet, aufgesetzt oder peinlich rappt sich "Mo-Dirty-Shit-Trip" durch 16 neue Songs – gemeinsam mit Urgesteinen wie Azad, Sido oder Samy Deluxe. Für den Rapper selbst sicherlich ein Kindheitstraum, der da in Erfüllung geht, denn: "Ich bin Fan schon seit Tag eins, ich wollt' nie mehr als ein Part sein" ("Fan"). Schade nur, dass vor allem die letzten beiden Songs "Mama" so gar nicht gut tun. Während Siggi Smallz auf seinem Part nämlich mit dem unglaublichen Geständnis, er habe in der Schule auf dem Pausenhof geraucht, um die Ecke kommt, ist für Samy deutscher Rap wie ein "schwereloser Zoo – tierisch leicht". Mehr als Kopfschütteln kann man da für die beiden nicht mehr übrig haben. Die junge Generation um Trip und Haftbefehl geht es da viel besser an, wenn das titelgebende Liebesgeständnis für "Mama" anklingt. So kraftvoll, dynamisch und einprägsam klang deutscher Rap 2015 kaum, was vor allem im Part des Frankfurters schon fast für Gänsehautmomente sorgt. Mit dunklen Synthies und harten Drums versteht sich Produzent ELI hier bestens darauf, die beiden stark in Szene zu setzen.
Insgesamt zeigt "Mama" eindrucksvoll, wie man technisch beeindruckenden Battlerap mit authentischen Lyrics koppeln kann. Wenn man dann noch so versiert rappt wie der Aachener, wird wieder einmal deutlich, dass sich Warten am Ende eben doch lohnen kann. Für die Zukunft kann man MoTrip nach dem Hören seines zweiten Albums eigentlich nur einen Rat geben, den er doch selbst schon so verinnerlicht hat: "Lass die ander'n sich verändern und bleib so wie du bist".
(Sven Aumiller)
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