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Kritik

KC Rebell – Fata Morgana

Also wer will noch mein Leben kritisieren?
Ich geh' auf 1 in drei Län­dern, Alter – wen interessiert's?

Eigent­lich besitzt KC Rebell idea­le Vor­aus­set­zun­gen, um tol­le Musik zu machen. Sei­ne kan­ti­ge, raue Stim­me hat Wie­der­erken­nungs­wert und der Esse­ner weiß, wie er sie opti­mal ein­setzt. Auch an der Rap­t­ech­nik man­gelt es kei­nes­wegs: Dou­ble­ti­mes, Reim­ket­ten, Flow­va­ria­tio­nen – alles kein Pro­blem für das Ban­ger Musik-​Signing. Die­se Fak­to­ren sind wohl auch mit dafür ver­ant­wort­lich, dass Herr Rebell mit sei­nem Rap über­aus erfolg­reich ist. Also läuft eigent­lich alles gut für den Rap­per. Ein gutes Album ist "Fata Mor­ga­na" des­halb aber noch lan­ge nicht.

Denn abge­se­hen von sei­ner Ver­siert­heit auf dem Takt und der mar­kan­ten Stim­me lie­fert KC Rebell eine inkon­se­quen­te Mas­se Ein­heits­brei ab. Mal gibt es einen Punchline-​Track, unter­legt von einem Plas­tik­beat, über den KC ein biss­chen flext, um sein ver­meint­li­ches Kön­nen unter Beweis zu stel­len. Dann wie­der rutscht er in die Pseudo-​Deepness-​Schiene ab und gibt mit aus­ge­latsch­ten Meta­phern und pathe­ti­schen Flos­keln den ver­letz­li­chen Koloss. Wirk­lich span­nen­de oder neue Sicht­wei­sen zeigt der Rap­per sel­ten auf. Statt­des­sen zeich­net er auf "Fata Mor­ga­na" ein Bild von sich, das alles ande­re als kohä­rent ist. Bei­spiels­wei­se rappt KC auf "Alles & Nichts" zuerst: "Anstatt Schmet­ter­lin­ge habe ich Stei­ne in mei­nem Bauch. Tau­send Bit­ches, aber kei­ne ech­te Frau", nur um dann auf "Money" fest­zu­stel­len: "Ich suche nicht die gro­ße Lie­be, son­dern ein' Gangbang-​Partner". Das mit allen Mit­teln auf Pop getrimm­te "Bist du real" setzt die­ser unau­then­ti­schen Her­an­ge­hens­wei­se die Kro­ne auf. Nicht nur auf­grund des Musik­vi­de­os mit YouTube-​Schminkschleuder Dagi Bee ist die­ser Song ein kuschel­wei­ches Teenie-​Massenprodukt. Auch Hook und Lyrics trie­fen nur so vor Ober­fläch­lich­keit und Anbie­de­rung an den Main­stream. So kommt zu kei­nem Zeit­punkt eine ein­heit­li­che Stim­mung auf. Statt­des­sen wirkt "Fata Mor­ga­na" wie ein Fli­cken­tep­pich aus ver­schie­de­nen Ent­wür­fen; alle mit dem Ziel, mög­lichst vie­le Hörer ins Boot zu holen.

Einen klei­nen Licht­blick bil­det der Titel­track "Fata Mor­ga­na" mit Xavier Naidoo. Der Song über Frem­den­hass ist extrem emo­tio­nal vor­ge­tra­gen, behan­delt das The­ma aber den­noch nicht ein­sei­tig und ver­schafft eine umfas­sen­de und star­ke Sicht­wei­se auf die Mate­rie. Solch muti­ge Mei­nun­gen und Über­le­gun­gen hät­te der Rap­per ger­ne öfter preis­ge­ben kön­nen. Dann wäre "Fata Mor­ga­na" viel­leicht mehr gewor­den als unspan­nen­der Rap mit viel ver­schenk­tem Poten­zi­al und nur ver­ein­zelt posi­ti­ven Aus­nah­men. Erfolg gibt eben nicht immer Recht.

(Flo­ri­an Peking)

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