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Kritik

Zugezogen Maskulin – Alles brennt

Alles in uns brennt, in euch brennt's, in uns brennt's.
Ihr seid kei­ne Fans – wir sind eine Gang!

Schon bevor Haft­be­fehl von der ZEIT den Titel des "deut­schen Dich­ters der Stun­de" ver­lie­hen bekam und kul­tu­rel­le Hoch­glanz­blät­ter sich ein­ge­ste­hen muss­ten, dass auch für sie kein Weg mehr an Deutschrap vor­bei­führt, hat­ten sich Zuge­zo­gen Mas­ku­lin bereits ihren Platz im Feuil­le­ton gesi­chert. Die Mischung aus künst­le­ri­schem Anspruch, bra­chia­ler Süf­fi­sanz und intel­li­gen­ten Inhal­ten auf frü­he­ren Inter­net­re­leases und Solo-​EPs fand unter den "gewöhn­li­chen" Deutschrapf­ans wie auch anspruchs­vol­len Kul­tur­kri­ti­kern Anklang. Mit "Alles brennt" wagen grim104 und Tes­to den Spa­gat zwi­schen intel­lek­tu­el­ler Eli­te und dem "Swag­gy dude"-Dasein nun auf Albumlänge.

Auf den ers­ten Blick mag dies nach prä­ten­ti­ös chao­ti­schen, durch Glo­cken, Syn­thie­sounds oder Latino-​Gitarren berei­cher­ten Beat­fet­zen und pseu­do­tief­grün­di­gen Tex­ten aus­se­hen. Doch wer ein Album schon beim ers­ten Anhö­ren kom­plett durch­schau­en will, der ist bei ZM sowie­so falsch. "Alles brennt" muss mehr­fach ange­hört wer­den, was unan­ge­nehm sein kann. Bewuss­te Unbe­quem­lich­keit ist ange­sagt, sowohl was Musik­kon­sum als auch Lebens­ein­stel­lun­gen und poli­ti­sche Ansich­ten angeht. Der "Agen­tu­ren­sohn" kriegt beim The­ma Gen­tri­fi­zie­rung eben­so sein Fett weg wie der Alltags-​Rassist auf "Mon­te Cruz". Mal iro­nisch, mal über­spitzt, mal gänz­lich ad absur­dum geführt. Wäh­rend so aller­lei Mei­nun­gen und Ansich­ten ana­ly­siert, seziert und umge­krem­pelt wer­den, pol­tern aggres­si­ve, pun­ki­ge Trap­sounds durch die Gehör­gän­ge, was manch­mal erst dank Gewöh­nungs­ef­fekt zum Hör­ge­nuss führt. Im Kon­trast dazu bie­tet "Plat­ten­bau O.S.T." aber einen pop­pi­gen Anti-​Pophit – eine sich in der Resi­gna­ti­on ver­lie­ren­de Jugend inklusive.

Alles in allem erweist es sich zunächst als nicht ganz ein­fach, in "Alles brennt" hin­ein­zu­fin­den, doch wem es gelingt, für den hält das Album Themen- und Sound­viel­falt in wun­der­schön häss­li­cher ZM-Manier bereit. Dies dürf­te die Deutschrap­sze­ne und den Feuil­le­ton glei­cher­ma­ßen erfreuen.

(Dani­el Fersch)

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