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Kritik

Vega – Kaos

Es ist vor­bei mit dem Hän­de­schüt­teln und Rumgeaffe:
Ich hab' wie­der unglaub­li­chen Bock, etwas kaputt zu machen

Schluss mit dem Rum­ge­af­fe! Vega ist zurück und bringt "Kaos" über Deutsch­land. Kla­re Ansa­gen direkt zu Beginn der Plat­te, die nahe­le­gen, dass das Werk in eine ganz bestimm­te Ker­be schla­gen soll. Die Ker­be, die "Lie­ber bleib ich bro­ke" 2009 hin­ter­las­sen hat. Wäh­rend "Nero" im Jahr 2013 noch in eine sehr orches­tra­le und epo­cha­le Rich­tung ging, ist "Kaos" vor allem wie­der eines: rau.

Rau – nicht zuletzt Vs mar­kan­ter Stim­me zu ver­dan­ken – und authen­tisch wer­den für ihn typi­sche Inhal­te ver­mit­telt, ohne dabei zu sehr aus dem erwar­te­ten The­men­ge­biet aus­zu­bre­chen. Natür­lich wird Staats­hass the­ma­ti­siert, natür­lich wird die Ein­tracht erwähnt und natür­lich wird Frankfurt-​Patriotismus prak­ti­ziert. Aber wer hat bit­te etwas ande­res von einem Vega-Album erwar­tet?! Prin­zi­pi­ell wären die­se the­ma­ti­schen Eng­päs­se nicht wei­ter schlimm, gäbe es da nicht ein Pro­blem. So herr­lich die aggres­si­ve­ren Lie­der wie "Kaos", "1312" oder "P-​99" auf den ers­ten Blick auch sein mögen, so lie­gen die Makel im Detail. Immer wie­der wer­den Zei­len gebracht, die sich zwi­schen Phra­sen­dre­sche­rei und Zweck­rei­men par excel­lence bewe­gen. Das bes­te Bei­spiel dafür bie­tet "Wir sind die 1" mit "Ich bin fett­frei­er, abends Raab und Back­ofen­chips/​ Eine takt­lo­se Bitch, die ich Nuts holen schick'." War­um ich das Album trotz­dem als abso­lu­te Emp­feh­lung anse­he? Nun ja, zum einen sind Aus­rut­scher wie die­ser dann doch eher die Sel­ten­heit und fal­len im Gesamt­bild recht leicht unter den Tisch. Und zum ande­ren – was wohl das wich­tigs­te Argu­ment für die­ses Release dar­stellt – ist da die zwei­te Sei­te Vegas, wel­che sich auch auf "Kaos" nicht ver­ste­cken will. Gera­de die Songs, in denen es um die Authen­ti­zi­tät des Künst­lers und ech­tes Gefühl in den Wor­ten geht, wis­sen wie gewohnt unter die Haut zu gehen. Spe­zi­ell her­vor­ge­ho­ben wer­den müs­sen hier "Sag jetzt nichts" (nicht zuletzt wegen eines gran­dio­sen Moses Pel­halm-Gast­bei­trags), "Ich will raus mit dir", "Kos­mos" und mein per­sön­li­ches High­light "Eigent­lich". Auf einem mini­ma­lis­ti­schen Piano-​Beat wer­den hier­bei eigent­li­che Absich­ten, Ursa­chen und Wir­kun­gen in den Parts dar­ge­stellt, wel­che zusam­men mit dem Refrain – gesun­gen von Nea als Haupt- und Vega als Neben­stim­me – das Lied schlicht und ergrei­fend perfektionieren.

Machen wir uns nichts vor: Wer vor dem Album kein Fan des Frank­fur­ters war, der wird es ver­mut­lich auch nicht durch "Kaos" wer­den. Wer aber im Gegen­satz dazu V nur einen Hauch von Sym­pa­thie ent­ge­gen­bringt, der wird es leicht haben, sich in dem Album für meh­re­re Momen­te zu ver­lie­ren. Denn am Ende des Tages ist die neue Plat­te nun mal genau das, wofür man Vega zu schät­zen weiß: rau und ehrlich.
(Lukas Mai­er)

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